Schach-WM im Tiebreak Geburtstagskind Carlsen von Karjakin gefordert

New York (dpa) - Macht Geburtstagskind Magnus Carlsen kurzen Prozess oder nimmt ihm Herausforderer Sergej Karjakin das schönste Geschenk weg? Das WM-Duell um die Schachkrone geht in die Verlängerung.

Schach-WM im Tiebreak: Geburtstagskind Carlsen von Karjakin gefordert
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Nach zwölf Partien stand es 6:6, und am Mittwoch muss die Entscheidung im Schnell- oder gar Blitzschach fallen. Favorit in New York ist der Norweger Carlsen, doch der Russe Karjakin war in dem engen Zweikampf bisher nicht der harmlose Herausforderer, mit dem der Weltmeister leichtes Spiel haben würde.

Der Herausforderer zeigte sich der Nervenschlacht in seinem ersten WM-Finale erstaunlich gewachsen. Ob es eine schöne Party für den Titelverteidiger Carlsen wird, der am Mittwoch seinen 26. Geburtstag mit dem Titel feiern will, liegt an ihm selbst.

Um den Weltmeister zu ermitteln, folgt am Mittwoch ein Tiebreak von vier Schnellpartien. Steht es danach 2:2, werden Blitzpartien gespielt - bis der Champion feststeht. Das ist eine ungeheure Belastung für beide WM-Finalisten, die sich seit zweieinhalb Wochen in New York nichts geschenkt haben. Prognosen sind schwierig, zumal beide Spieler schon Weltmeister im Schnellschach waren.

Die WM-Entscheidung im Tiebreak herbeizuführen, stößt in Russland auf scharfe Kritik. „Das ist kein Schach mehr“, sagte der russische Ex-Weltmeister Anatoli Karpow der Agentur Tass am Dienstag. „So kann man den Meister in einem Hinterhof ermitteln, aber nicht den Weltmeister.“ Karjakin gab sich nach der zwölften Partie bescheiden und bezeichnete Carlsen als Favorit. „Ich hoffe auf einen Sieg“, sagte er aber. Carlsen bescheinigte seinem Herausforderer vor dem entscheidenden Spieltag Nervenstärke.

Schachfans in aller Welt freuen sich auf ein spektakuläres Finale, das die Spannung auf die Spitze treibt. Doch der Modus ist umstritten. Der Titelkampf wird zur Lotterie, etwa so wie beim Elfmeterschießen im Fußball, sagen viele Großmeister und Experten. Früher dauerten WM-Kämpfe 24 Partien, inzwischen wurden sie aus Kostengründen um die Hälfte reduziert.

„Bei einem WM-Match sollte es mindestens 16 Spiele mit normaler Bedenkzeit geben, um jeden Zufall bei der Ermittlung des Schachkönigs auszuschließen“, hatte Ex-Weltmeister Anatoli Karpow (Russland) gefordert.

Diese Tiebreak-Regelung des Weltschachbundes FIDE wird seit 2006 angewendet. Damals gewann der Russe Wladimir Kramnik in Elista gegen den Bulgaren Weselin Topalow in der Verlängerung. 2012 besiegte der Inder Viswanathan Anand in Moskau Boris Gelfand (Israel) ebenfalls im Stichkampf. In beiden Fällen setzte sich der Titelverteidiger in den Schnellpartien durch. Ob diese Serie auch in New York anhält, wird am Mittwochabend feststehen.

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