Spielverderber Island? Messis letzte Chance auf den Maradona-Ruhm

Moskau (dpa) - 40 Jahre nach dem ersten WM-Triumph Argentiniens und 32 nach der WM des Diego Armando Maradona nimmt Lionel Messi den wohl letzten Anlauf auf den größten Fußballer-Ruhm.

Spielverderber Island?: Messis letzte Chance auf den Maradona-Ruhm
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Ausgerechnet der freche WM-Neuling Island könnte dem bald 31 Jahre alten Superstar aber gleich zum Auftakt einen schweren Dämpfer versetzen. „Jeder auf der Welt weiß, welche Fähigkeiten Messi hat. Aber Angst ist das nicht“, sagt Mittelfeldspieler Arnór Ingvi Traustason. „Wir haben nichts zu verlieren. Die Südamerikaner aber haben immer viel Druck. Da ist sicher was möglich“, sagt Alfred Finnbogason vom FC Augsburg.

Mehr noch als in den Jahren 2006, 2010 und 2014 scheint Wohl und Wehe der Albiceleste von Messi abzuhängen. Trainer Jorge Sampaoli hat für die Partie am Samstag (15.00 Uhr MESZ) im Spartak-Stadion von Moskau alles auf den sensiblen Superstar ausgerichtet. „Wir müssen genau verstehen, was er braucht, und er muss auch wissen, was seine Teamkameraden brauchen“, sagte der Argentinien-Coach am Freitag bei der Pressekonferenz. Er bestätigte mit der Bekanntgabe der kompletten Startelf auch den Einsatz von Messis bestem Kumpel, Sergio Agüero, in der Sturmspitze. „Wir haben ein gemeinsames Ziel, und wir sind sehr stark“, meinte Sampaoli nach 20 Tagen Vorbereitung und 34 Trainingseinheiten: „Wir sind bereit.“

Bereit, angeführt von Messi den Titel zu holen. „Er ist sehr gut vorbereitet. Er freut sich sehr auf die WM. Er hofft darauf, dass er seinen Traum verwirklichen kann“, betonte Sampaoli und hofft schon jetzt, dass es nicht Messis Abschieds-WM sein wird. „Er macht Menschen glücklich mit seinem Spiel. Er ist ein Genie, also glaube ich nicht, dass es seine letzte WM ist.“

Drei Weltmeisterschaften ohne Triumph - Viertelfinale 2006, Viertelfinale 2010, Finale 2014: alle gegen Deutschland verloren. Dazu zehrten zwei verlorene Endspiele im Elfmeterschießen der Copa América an Messi, vor zwei Jahren trat er aus der Albiceleste zurück. Er kam aber wieder und schoss die Mannschaft mit ihrem mittlerweile dritten Trainer seit der WM in Brasilien nach Russland.

„Wir sind die Ersten, die das Beste erreichen und den Traum verwirklichen wollen“, sagt Messi. Er weiß aber auch: „Wir sind keine Titel-Favoriten, aber das bedeutet nicht, dass wir nicht stark sind und keine großartigen Spieler haben.“

Man werde kämpfen, sagt ausgerechnet der, der für die Schönheit des Fußballs steht, den Zauber, die Eleganz. Nur, dass er das alles bei seinen bisherigen WM-Auftritten nie so zeigen konnte wie beim FC Barcelona. Fünf Tore in 15 Spielen, alle in der Gruppenphase, Messi traf noch nie in einem K.o.-Match. Für ihn eine inakzeptable Bilanz.

Dennoch: „Das ist Messis Argentinien, nicht meins“, sagt Sampaoli. Der 58-Jährige hat die Mannschaft erst vor einem Jahr übernommen und seitdem schon Höhen und Tiefen mit einem Auftaktsieg gegen Brasilien und einer demütigenden 1:6-Pleite (ohne Messi) gegen Spanien im vorletzten Vorbereitungsspiel erlebt.

Gegen die Isländer mit Gardemaß soll das 1,70 und 1,72 Meter große Duo im Angriff wirbeln, flankiert von Angel di Maria, abgesichert durch Javier Mascherano. Einer aus der Messi-Ära fehlt aber: Torwart Sergio Romero. Sampaoli verzichtete auf ihn, nachdem er sich in der Vorbereitung erneut am Knie verletzt hatte. An der Stelle des langjährigen Stammkeepers wird nun Wilfredo Caballero sein WM-Debüt feiern. In seinem vierten Länderspiel und mit 36 Jahren. Und das hinter einer nicht selten wackligen Abwehr.

Das wissen auch die Isländer, die vor zwei Jahren bei der EM erst im Viertelfinale am Gastgeber und späteren Finalisten Frankreich scheiterten und in der WM-Qualifikation den weiteren Gruppengegner Kroatien hinter sich ließen. „Auf dem Papier haben sie das bessere Team. Aber wir haben schon gezeigt, dass wir gegen bessere Teams Ergebnisse erzielen können“, sagt Mittelfeldspieler Rurík Gíslason.

Aber noch nicht gegen Messi. Wie man den stoppen kann, wenn er richtig in Schwung kommt, ist auch Islands Trainer bislang eher noch ein Rätsel. „Ich habe keine magische Formel gegen ihn. Jeder hat alles gegen ihn versucht“, sagte Heimir Hallgrimsson am Freitag bei einer Pressekonferenz im Spartak-Stadion.

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