Werben um Trainer Queiroz Iran will „das Unmögliche möglich machen“

St. Petersburg (dpa) - Der zweite WM-Sieg seiner Geschichte lässt den Iran vom ganz großen Coup träumen. Bis in die Morgenstunden bejubelten die Fans in Teheran das glückliche 1:0 gegen Marokko durch ein Eigentor.

Werben um Trainer Queiroz: Iran will „das Unmögliche möglich machen“
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Die Polizei konnte — oder wollte — nicht eingreifen, obwohl die Feiern wegen tanzender Jugendlicher größtenteils „unislamisch“ verliefen. Nun soll trotz der Mammutaufgaben gegen Spanien und Portugal der erste Achtelfinaleinzug überhaupt her.

Seine Mannschaft wolle „versuchen, das Unmögliche möglich zu machen“, versprach der Portugiese Carlos Queiroz. „Man erwartet von uns nicht, dass wir ein Spiel beginnen und aufgeben.“ In den sozialen Medien hoffen die iranischen Anhänger bereits auf ein Wunder am Mittwochabend in der Kasan Arena gegen Spanien.

Der iranische Verband kündigte nun an, den Vertrag mit Queiroz, der seit 2011 im Amt ist, verlängern zu wollen. „Unsere Priorität ist, Carlos Queiroz zu halten“, sagte Verbandssprecher Mahmud Eslamian der Nachrichtenagentur ISNA. „Wir im Verband haben ihm einen transparenten Vorschlag gemacht (bis zum Ende der Asien-Meisterschaft). Wir bemühen uns weiterhin seine Zusage zu kriegen.“

Queiroz klagte auch nach dem ersten Spiel über die schwierigen Bedingungen für sein Team. „Wir sind hier ohne wirkliche Vorbereitung hingekommen“, sagte der Portugiese. Griechenland hatte beispielsweise ein Testspiel gegen den Iran abgesagt. „Wir haben keine Plätze, keine Camps, es gibt Sanktionen“, sagte Queiroz. „Wir sind bei dieser WM unter der Schirmherrschaft der FIFA. Der Hauptwert der FIFA ist, die Politik beiseite zu lassen, aber es ist total unfair für 23 Jungs, die einfach nur Fußball spielen wollen.“ Weiter konkretisierte er die Vorwürfe allerdings nicht.

Verlierer Marokko haderte hingegen mit der unnötigen Pleite. „Wir waren ganz klar die bessere Mannschaft“, sagte Aziz Bouhaddouz der Deutschen Presse-Agentur. Der eingewechselte Stürmer des FC St. Pauli war mit seinem Eigentor in der fünften Minute der Nachspielzeit der Pechvogel des Tages. „So was kann jedem Fußballer passieren - leider“, sagte Bouhaddouz, der aber auch sein Team in die Pflicht nahm. „Wir wissen ganz genau, dass wir auch nach vorn besseren Fußball spielen können.“

Ähnlich sah es Bouhaddouz' Mannschaftskollege Armine Harit, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde. „Wir hatten unsere Chancen, aber wir waren nicht effizient“, sagte der Schalker, der mit den Marokkanern nun gehörig unter Druck steht. Der Blick des 20-Jährigen geht deshalb nur nach vorn. „Wir müssen die Niederlage von heute vergessen und ehrbare Ergebnisse gegen Portugal und Spanien holen.“ Sein Coach Hervé Renard stellte klar: „Es kann noch viel passieren.“

Eigentorschütze Bouhaddouz bekam noch am Abend Trost von seiner Frau - und vom Gegner. Iran-Stürmer Reza Ghoochannejhad sprach dem 31-Jährigen via Instagram Mut zu. „Ich kenne dich nicht persönlich, aber im Leben gewinnst du manchmal, manchmal verlierst du. Lass dich von diesem Eigentor nicht runterziehen“, schrieb Ghoochannejhad fair, „das ist Teil des Fußballs. Ich bin so glücklich und stolz auf mein Team und mein Land, aber ich möchte dir auch das Beste für deine Karriere wünschen.“

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