Frankreich vorbereitet Uruguay-Trainer lässt über Cavani rätseln

Nischni Nowgorod (dpa) - Uruguays Trainer-Routinier Óscar Tabárez wollte die Frage der Fragen vor dem Viertelfinal-Kracher gegen Frankreich partout nicht beantworten.

Frankreich vorbereitet: Uruguay-Trainer lässt über Cavani rätseln
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„Ich entschuldige mich, ich kann es ihnen nicht sagen“, betonte der 71-Jährige einen Tag vor der WM-Partie an diesem Freitag in Nischni Nowgorod (16.00 Uhr MESZ). Ist Edinson Cavani einsatzbereit oder nicht? „In weniger als 24 Stunden werden Sie sehen, wer spielen und wer auf der Bank sitzen wird“, sagte Tabáez am Donnerstag der Weltpresse.

Im Abschlusstraining absolvierte Stürmer Cavani nur Einzelübungen, mehr als 15 Minuten waren aber auch nicht zugänglich. Auch Frankreichs Trainer Didier Deschamps hat keine Ahnung, ob das Traum-Sturmduo von Uruguay mit Cavani und Luis Suárez zu 100 oder nur zu 50 Prozent auflaufen wird.

„Wenn er nicht spielt, ändert es nicht das Gesicht von Uruguay“, sagte Deschamps. Mahnung und Warnung zugleich vor der kollektiven Stärke der südamerikanischen Mannschaft. Sein eigenes Team hat Kontroll-Fanatiker Deschamps ohnehin auf alle Eventualitäten vorbereitet. „Wenn er spielt und wenn er nicht spielt“, betonte Torhüter Hugo Lloris.

„Edi ist sehr wichtig für mein Spiel und für das der Mannschaft“, sagte Suárez. „Jeder weiß, welche Bedeutung er hat.“ Doch so richtig aus der Ruhe bringen lassen will auch er sich durch einen immer noch drohenden Ausfall nicht. „Wir hängen nicht von einem Spieler ab, sondern von der kollektiven Arbeit auf dem Platz“, sagte der zweimalige Turniertorschütze Suárez. Getreu dem Motto: Wenn Cavani nicht kann, dann erst recht.

Für die junge französische Mannschaft um den bislang brillierenden Jungstar Kylian Mbappé wird die Partie nach dem 4:3 gegen die unaufgeräumten Argentinier zur richtigen Bewährungsprobe. „Wir haben Selbstvertrauen, wir sind aber nicht euphorisch“, sagte Co-Trainer Guy Stéphan. „Die Spieler haben ein Ziel, uns erwarten aber noch große Schlachten.“

Die Personallage bei den Franzosen ist entspannter, lediglich das Fehlen des gelbgesperrten Blaise Matuidi ist eine Schwächung. Für ihn könnte Deschamps Bayerns Corentin Tolisso, Tomas Lemar oder Nabil Fekir aufs Feld schicken. Der drohende Ausfall von Außenverteidiger Benjamin Mendy, der bislang kein Stammspieler war, fällt weniger ins Gewicht.

Deschamps ließ unter der Woche einmal bestens abgeschirmt durch Polizei und Sicherheitskräfte trainieren. Beim Ersatz für Matuidi und einer möglichen Systemumstellung will sich der 49-Jährige nicht in die Karten schauen lassen. Die Équipe Tricolore strebt nach dem Viertelfinal-K.o. 2014 erstmals seit der Finalniederlage 2006 in Berlin wieder in die Runde der besten Vier.

Gemeinsam mit Brasilien stellt Uruguay die bislang beste Abwehr des Turniers, Frankreichs Offensive ist spätestens seit dem rasanten Auftritt gegen Argentinien gefürchtet. Das Viertelfinal-Duell verspricht also Spannung - für viele Tore stand das Aufeinandertreffen der beiden Ex-Weltmeister zuletzt aber nicht.

In den vergangenen fünf Begegnungen zwischen beiden Teams fiel gerade einmal ein Tor, bei der WM 2010 gab es in der Vorrunde ein 0:0, Uruguay verpasste damals in Südafrika Rang drei durch eine Niederlage gegen die DFB-Auswahl. „Es ist eine Mannschaft, die kein Gegentor zulässt“, lobte Co-Trainer Stéphan den Gegner. „Es ist eine sehr kompakte Mannschaft, gemacht für Spiele wie diese.“

Viel wird davon abhängen, ob Uruguays erfahrene Defensive um Kapitän Diego Godín den schnellen und wuseligen Mbappé und Antoine Griezmann - bei Atlético Madrid Kollege von Godín - in den Griff bekommen. „Jeder weiß, dass er ein guter Spieler ist. Aber wir haben eine gute Abwehr, die ihn kontrollieren wird“, kündigte Suárez an. „Und nicht nur ihn, sondern die gesamte französische Mannschaft.“

Uruguay hat eine der ältesten Mannschaften des Turniers, Frankreich eine der jüngsten. Für Spieler wie die 31 Jahre alten Suárez und Cavani könnte das Turnier eine der letzten Chancen auf den ganz großen Coup sein. „Wir sind hier, um sieben Spiele zu spielen“, sagte der erfahrene Nationaltrainer Tabárez. Nach 1930 und 1950 soll der dritte Weltmeister-Titel für das kleine Land her. Suárez versprach: „Wir wollen weiterhin Geschichte schreiben, um den Traum aller zu erfüllen, die Weltmeisterschaft zu gewinnen.“ Ohne Cavani spricht aber zumindest die Statistik gegen Uruguay: Immer wenn bei den vergangenen Weltturnieren Cavani oder Suárez fehlten, verlor Uruguay.

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