Frankreich gegen Belgien Der Nachbar-Kracher: Les Bleus gegen Rote Teufel

St. Petersburg (dpa) - Grande Nation oder kleiner Nachbar? Frankreichs Fußball-Stars wollen auch im WM-Derbykracher gegen Belgiens Gold-Generation ihren Triumphzug fortsetzen.

Frankreich gegen Belgien: Der Nachbar-Kracher: Les Bleus gegen Rote Teufel
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„Sie haben großartige Spieler, aber wir kennen auch unsere Qualitäten“, sagte Shootingstar Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart. Nach Lionel Messi und Luis Suárez können auch Eden Hazard und Kevin De Bruyne die Franzosen nicht in Angst versetzen. Frankreichs Coach Didier Deschamps versprach: „Wir werden alles tun, um diese Chance zu ergreifen und ins Finale zu kommen.“

Doch alle aus der Équipe Tricolore wissen auch, wozu die Roten Teufel fähig sind. Angereist als Geheimfavorit, zerstörten sie im Viertelfinale bereits die Titelträume von Rekordweltmeister Brasilien in beeindruckender Manier. „Wenn du Brasilien besiegst, musst du niemanden fürchten“, sagt Offensivspieler Nacer Chadli: „Für uns ist es das wichtigste Spiel unseres Lebens. Wir sind bereit zu kämpfen.“ De Bruyne bezeichnete die Partie als „eins der Spiele auf der größten Bühne, die jeder spielen will. Wir freuen uns darauf.“

Vor 32 Jahren scheiterte Belgien in seinem bisher einzigen WM-Halbfinale an Diego Maradona und dem späteren Weltmeister Argentinien. Im Spiel um Platz drei gab es obendrein eine Niederlage gegen die Franzosen. Bloß kein Déjà-vu, sagen sich die Belgier. „1986 in Mexiko waren wir eine goldene Generation. Das hier ist eine brillante“, glaubt Belgiens Torwart-Legende Jean-Marie Pfaff.

Das 2:1 im WM-Viertelfinale von Russland gegen Neymars Brasilianer hat das Vertrauen in die eigene Stärke bei den Belgiern weiter gestärkt. „Ich denke nicht, dass es einen großen Unterschied zwischen Brasilien und Frankreich gibt“, sagt Ex-Bundesligaprofi De Bruyne. Coach Roberto Martínez kündigte einen fokussierten Auftritt an: „Wir wissen, dass wir 90 Minuten konzentriert sein müssen.“

Eines ist aber anders: Für die Partie gegen die Franzosen bekommen er und seine Teamkollegen die Tipps von keinem Geringeren als Frankreichs Rekordtorschützen Thierry Henry. Der 40-Jährige ist seit 2016 Co-Trainer von Chefcoach Roberto Martínez. Henry gewann vor 20 Jahren bei der Heim-Weltmeisterschaft den ersten und bislang einzigen WM-Pokal für die Grande Nation.

Kapitän der Mannschaft war damals der heutige Nationalcoach Deschamps. „Es ist bizarr, weil er Franzose ist und auf der Bank des Gegners sitzt. Für ihn muss es auch bizarr sein“, sagt der 49-Jährige vor dem Rendezvous in Russland. Doch nicht nur Deschamps und Henry kennen sich bestens. Raphaël Varane spielte als Junge öfter bei Turnieren in Belgien, er wurde nicht weit von der Grenze in Lille geboren.

Frankreichs Kapitän Hugo Lloris spielt bei Tottenham Hotspur mit Toby Alderweireld und Moussa Dembelé, Mittelstürmer Olivier Giroud beim FC Chelsea mit Belgiens Keeper Thibaut Courtois und Offensiv-Genie Eden Hazard. „Es wird ein ungewöhnliches Match“, prophezeite Lloris. „Wir kennen sie gut und sie kennen uns gut.“

Belgiens Hazard wiederum ließ sich als kleiner Junge mit seinen Brüdern Kylian und Thorgan am Meer fotografieren - alle im Trikot der französischen Nationalmannschaft mit der Nummer 10, damals die Nummer von Frankreichs Ikone Zinédine Zidane. Vor der neuen Generation der Franzosen hat Eden Hazard ebenfalls großen Respekt. Es sei „eine geschlossene Mannschaft mit außergewöhnlichen Spielern wie Antoine Griezmann oder Kylian Mbappé“, lobte er.

Auch wenn die beiden Länder mit 66 Millionen Einwohnern aufseiten Frankreichs und elf Millionen aufseiten Belgiens ungleich sind, die Franzosen sich auch gern schon mal über die Sprache des kleineren Nachbarn lustig machen, es wird ein Spiel auf Augenhöhe. „50:50“, schätzt Giroud die Chancen ein. „Das Schwerste kommt jetzt erst noch“, meint Mbappé. „Noch haben wir nichts erreicht“, sagt Paul Pogba: „Unser Ziel ist nicht das Halbfinale.“

Im WM-Endspiel stand Belgien noch nie, die französische Auswahl zuletzt 2006 in Deutschland. Damals verlor die Mannschaft im Elfmeterschießen gegen Italien. 2014 scheiterte Frankreich im Viertelfinale an Deutschland, 2016 wurde das Team unter Deschamps (seit 2012 im Amt) Zweiter bei der EM im eigenen Land. „Wir haben damals etwas Außergewöhnliches verpasst. Jetzt sollten wir alles tun, um diese Gelegenheit zu nutzen“, forderte Deschamps.

Staatspräsident Emmanuel Macron lässt es sich nun auch nicht nehmen, die Équipe tricolore bei ihrer vorletzten Etappe auf ihrer Tour durch Russland zu begleiten. Und egal, wie die Partie ausgeht, wolle Macron danach in die Kabine, sagte Verbandschef Noël Le Graët in einem Interview der Zeitung „Le Figaro“ (Montag). Am liebsten sicherlich zur Feier zum Einzug ins Finale - genau wie Belgiens König Philippe auf der Gegenseite. Auch er hat gemeinsam mit seiner Frau, Königin Mathilde, sein Kommen angekündigt.

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