WM-Frust in den Niederlanden? Diese Stadt feiert einfach die falsche Elf

Was tun, wenn die Nationalmannschaft nicht bei der WM dabei ist? Man flieht in die Vergangenheit. Eine niederländische Stadt schaut beim Public Viewing einfach Spiele einer glorreichen EM.

 Die Niederländer lieben Fußball und drücken dies mit auffälliger Dekoration aus, wie hier in Maastricht während der WM 2010. Dieses Jahr müssen sie sich Alternativen überlegen

Die Niederländer lieben Fußball und drücken dies mit auffälliger Dekoration aus, wie hier in Maastricht während der WM 2010. Dieses Jahr müssen sie sich Alternativen überlegen

Foto: Leah Hautermans

In einer kleinen Stadt in den Niederlanden feiern in orangfarben gekleidete Fans ihre Elftal. Nicht die aktuelle, wohlgemerkt. Auf den Bildschirmen in einem Café in Gelderland ist vielmehr die Mannschaft um Ruud Gullit und Marco van Basten zu sehen, mit Schnurrbärten und Vokuhilas: der Kader von 1988.

 Stehend (v.l.) Marco van Basten, Ronald Koeman, Frank Rijkaard, Erwin Koeman, Ruud Gullit, Hans van Breukelen; Hockend (v.l.): Adrie van Tiggelen, Arnold Muhren, Berry van Aerle, Jan Wouters, Gerald Vanenburg.

Stehend (v.l.) Marco van Basten, Ronald Koeman, Frank Rijkaard, Erwin Koeman, Ruud Gullit, Hans van Breukelen; Hockend (v.l.): Adrie van Tiggelen, Arnold Muhren, Berry van Aerle, Jan Wouters, Gerald Vanenburg.

Gezeigt wird die Europameisterschaft, in der die niederländische Nationalmannschaft das letzte Mal als Sieger hervorging. Damals wurde der Wettstreit in der Bundesrepublik ausgetragen, die Niederlande gewinnen zunächst das Halbfinale gegen Deutschland und schließlich das Finale gegen die Sowjetunion. Bessere Zeiten also, an die sich die Oranje-Fans noch immer gerne erinnern. Besonders dann, wenn sich die Elftal nicht für die gerade stattfindende WM qualifiziert hat — nachdem sie auch schon den Einzug in die EM 2016 verpasst hatte.

Die niederländische Fußballnationalmannschaft vor dem Endspiel gegen die Sowjetunion am 25.6.1988.

In Elburg also wurde die Innenstadt orange eingekleidet, die fünf Spiele werden in vier Kneipen groß gezeigt, wie die niederländische Regionalzeitung De Stentor berichtet. Auch in Südholland war man von der Idee angetan und taucht in einem Café ab ins Jahr 1988 — natürlich ebenfalls ganz in Orange. Es sei ein wenig Aufwand gewesen, an alle Videobänder des Jahres 1988 zu kommen, sagt der Betreiber des Cafés Delierious. Schließlich wolle man auch den originalen niederländischen Kommentar dazu hören. Er hat es aber geschafft, und so können die Oranje-Fans dort an den Samstagen während der WM in Erinnerungen schwelgen.

Abgesehen davon halten viele Niederländer dieses Jahr mit ihren Nachbarn: Belgien erzielte als Geheim-Favorit in der Gruppenphase mehr Tore als jede andere Nation und erinnert damit an den Torjubel der Niederländer in den ersten Spielen der WM 2014. Viele Belgier leben in den Niederlanden, so treffen sich in Amsterdam vor Riesenleinwänden Fußballfans in Roter-Teufel-Kleidung. Und auch im niederländischen Dorf Vaals, direkt an der Grenze zu Aachen, hängen belgische Fahnen an den Häusern.

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