Wintertransfers: Fußballer im Schaufenster

Viele Millionen Euro geben die Bundesligisten für neue Spieler im Winter aus — und kaufen mehr Flops als Tops.

Wintertransfers: Fußballer im Schaufenster
Foto: Witters

Düsseldorf. Luuk de Jong präsentiert einen in gelb gehaltenen Ball in beiden Händen. Spielgeräte in dieser Farbe gibt es auch in Gladbach, wo er zuletzt arbeitete. De Jong schaut ernst, sein Haar ist gut frisiert, aber sein Trikot trägt schwarze und weiße Streifen. Das gibt es so nicht, wo de Jong bisher spielte. Bei der Borussia am Niederrhein. Dort hat er seine Zelte am Mittwoch abgebrochen — im Nomaden-Business Fußballprofi. De Jong versucht sich jetzt in der Premier League. Bei Newcastle United — statt die Auswechselbank in Gladbach zu besetzen.

Das Besondere an de Jongs Wechsel ist weniger, dass ein frustrierter Fußballer aufbricht, um für sein Geld wieder des Öfteren wettkampfmäßig gegen den Ball treten zu können. Davon lebt die Branche und mitunter nicht schlecht. Auffällig ist vielmehr, dass Gladbach den personellen Abschied de Jongs nicht kompensieren will. Sportdirektor Max Eberl sagte am Donnerstag: „Von unserer Seite ist erst mal nichts mehr zu erwarten.“ Erst mal — das meint bis Freitagnachmittag.

Bundesliga: Transfers im Winter 2014
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Denn dann schließt das Transferfenster für den Winter. Bis um 12 Uhr müssen alle Spieler auf der Transferliste der Deutschen Fußball Liga (DFL) stehen, die noch in die Bundesliga oder die 2. Liga wechseln wollen. Bis 18 Uhr müssen die entsprechenden Unterlagen bei der DFL vorliegen. Nach dieser Frist sind nur Wechsel in ausländische Ligen möglich, in denen das Transferfenster länger geöffnet hat — wie zum Beispiel in die Schweiz.

Die Strategie der Gladbacher läuft deutlich gegen den Trend der Branche. Aber sie muss nicht falsch sein. Denn wer im Winter nach Verstärkungen sucht, wird selten richtig glücklich. Die Zahlen aus der vergangenen Saison künden von wenig Sinn bei Winter-Transfers. Von den 44 im Januar 2013 verpflichteten Spielern waren bereits 21 im Sommer wieder weg. Wie wenig hilfreich tatsächlich die personellen Veränderungen waren, verdeutlicht, dass die 44 Profis bei lediglich 556 von 1482 möglichen Spielen für ihre Clubs im Einsatz waren.

Und doch ist im vergangenen Jahrzehnt ein Trend bei den Clubs festzustellen, sportliche Defizite mit steigenden Ausgaben korrigieren zu wollen. Waren die Ausgaben vor zehn Jahren mit 8,3 Millionen Euro noch überschaubar, wuchsen sie beharrlich an. Auch diesen Winter werfen die Clubs wieder über 30 Millionen Euro auf den Markt. Angesichts der kleinen Trefferquote eine bemerkenswerte Größe.

Erklecklichen Anteil an den aktuellen Summen hält der VfL Wolfsburg, der alleine 20 Millionen Euro für Kevin de Bruyne an den FC Chelsea überwies. Aber auch in Wolfsburg haben sie offenbar dazugelernt. Hatten sie doch einst sogar über 20 Millionen Euro in die sechs Wintertransfers Yoshito Okubo, Rever, Tuncay Sanli, Giovanni Sio, Ibrahim Sissoko und Felipe gepulvert. Namen wie Schall und Rauch. Da scheinen die Millionen für den hochveranlagten und bereits bei Werder Bremen in der Liga erprobten de Bruyne wie eine Investition in Gold.

Eine Kaderauffrischung im Winter kann indes auch gelingen — wie Gladbach vor dreieinhalb Jahren vollführte. Als Tabellenletzter scheinbar dem Abstieg geweiht, kamen Martin Stranzl, Havard Nordtveit und Mike Hanke. In der Relegation gegen Bochum gelang der Klassenerhalt. Aber selbst die Bayern erlitten Schiffbruch mit Winter-Flops wie Julio dos Santos oder Breno, Schalke etwa mit Vicente Sanchez und Ze Roberto II, Hoffenheim mit Ryan Babel oder Frankfurt mit dem Brasilianer Caio. Millionen, die in der Kälte des Winters erfroren.

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