Wie Osmers 1994 das Phantomtor überstand

Der Schiedsrichter entschied falsch.

Düsseldorf. 1994 schoss Bayern-Spieler Thomas Helmer gegen Nürnberg am Tor vorbei. Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers entschied auf Tor. Ein Phantomtor. Wie jenes von Kießling in Sinsheim. Osmers findet, dass Kießling sich hätte erklären müssen, er vermisst das Fairplay. Und erinnert sich für uns an 1994.

Herr Osmers, werden Sie heute noch an das Phantom-Tor von ’94 erinnert?

Osmers: Ich habe mal ein großes Bild bekommen, 1,50 Meter hoch. Es zeigt das Phantomtor, der Ball liegt neben dem Tor, Helmer hält sich am Pfosten fest. Das Foto hängt hinter meinem Schreibtisch. Die Szene habe ich jeden Tag vor Augen. Sie merken: Ich kann damit gut umgehen.

Thomas Helmer gab Ihnen damals keinen Hinweis, dass der Ball nicht imTor war?

Osmers: Nein. Er wurde ja auch von Nürnberger Spielern bedrängt. Auch ich habe ihn gefragt. Aber er blieb bei seiner Aussage: Der Ball war im Tor. Leider.

Was passierte in der Kabine?

Osmers: Linienrichter Jörg Jablonski hat mich beruhigt, ich bräuchte mir keine Gedanken zu machen, der Ball war ganz klar im Tor. Aber noch in der Halbzeitpause habe ich die ersten Aufnahmen gesehen. Das war eine schlimme zweite Halbzeit.

Nürnberg hätte durch einen Elfmeter noch ausgleichen können.

Osmers: Stimmt. Drei Minuten vor Schluss gab es einen Strafstoß für Nürnberg. Ein Geschenk des Himmels. Ich hatte mir gedacht: Hoffentlich haut er den rein, dann gibt es keine Diskussionen mehr. Der liebe Gott ist noch auf meiner Seite. Aber Manfred Schwabl war eben nicht auf meiner Seite. Er schoss schwach, Aumann hielt.

Wie war das Leben danach?

Osmers: Ich habe das relativ gut überstanden. Jörg Jablonski leider nicht. Er hat seine Pfeife danach an den Nagel gehängt.

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