Schalke gegen Leipzig Warum Schalke jetzt funktioniert

Die Knappen spielen am Wochenende in Leipzig und wollen dort testen, ob sie wirklich schon so weit sind, wie es die Siegesserie vermuten lässt.

Schalkes Torschütze Eric Maxim Choupo-Moting jubelt nach dem Treffer zum 2:1 im Spiel gegen Darmstadt am 12. Spieltag.

Schalkes Torschütze Eric Maxim Choupo-Moting jubelt nach dem Treffer zum 2:1 im Spiel gegen Darmstadt am 12. Spieltag.

Foto: Marius Becker

Gelsenkirchen. Es wird eine Reise in Ungewisse. Der Gegner, das Stadion, die sportliche Herausforderung: All das ist für Christian Heidel unbekannt. Der Sportvorstand des FC Schalke 04 wird sich am Freitagmittag gemeinsam mit der Mannschaft und dem Trainerstab in die neue Fußballwelt begeben. Dorthin, wo das Projekt RB Leipzig derzeit die gesamte Bundesliga erstaunt. „Leipzig ist momentan die beste Mannschaft Deutschlands“, sagt Heidel über dne Tabellenführer. „Es wird interessant, ob vielleicht wir gewinnen können gegen dieses Team. Bisher ist es ja noch niemandem gelungen.“

Da trifft es sich ganz gut, dass auch die Schalker mittlerweile auf einer Erfolgswelle reiten, von der sie seit zwei Monaten nicht mehr abgeworfen wurden. Wettbewerbsübergreifend seit zwölf Spielen ist die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl nun ungeschlagen (zehn Siege, zwei Remis). „In erster Linie wollen wir unseren Stil auch in Leipzig durchbringen“, sagt der 41-Jährige. Mittlerweile kann der Fußballlehrer die Devise etwas entspannter ausgeben, schließlich scheint er die stabilste taktische Formation für das Spiel seiner Profis gefunden zu haben. Nach fünf niederschmetternden Niederlagen zu Saisonbeginn versuchte es der ehemalige Augsburger mit einer Umstellung von einem 4-4-2-System auf eine 3-5-2-Ausrichtung. Das sorgte dafür, dass die Schalker in der Defensive kompakter und in der Offensive unberechenbarer wurden. Der zu Saisonbeginn eigentlich schon abgeschriebene Sead Kolasinac auf der linken und Alessandro Schöpf auf der rechten Abwehrseite sind die Schlüsselspieler dieses taktischen Anordnung, bei der die drei Innenverteidiger Naldo, Matija Nastasic und Benedikt Höwedes für die Grundabsicherung sorgen. Kolasinac und Schöpf müssen sich bei den Schalker Angriffen in die Offensive einschalten, bei Ballverlusten aber genauso schnell in der Defensive parat stehen. Beide gehörten deshalb nicht nur bei der jüngsten Partie gegen Darmstadt 98 zu den jeweils drei Spielern der Königsblauen, die die größte Laufdistanz, die meisten Sprints und auch die meisten Läufe absolvierten.

„Beide verkörpern die Arbeitermentalität, die hier ganz gerne gesehen wird“, sagt Heidel. Allerdings zeigten die Schalker zuletzt gegen die allein auf Konterstärke ausgerichteten Lilien noch immer Anflüge der seit Jahren bekannten Probleme im Umschaltspiel von Offensive auf Defensive. Gegen die Darmstädter rückten sowohl Schöpf als auch Kolasinac so weit auf ihren jeweiligen Außenbahnen vor, dass sie manchmal Mühe hatten, die sich hinter ihnen auftuenden Räume zu schließen. So mutig dürfte der Ruhrgebietsklub in Sachsen allerdings nicht auftreten.

Die Schalker treffen mit Leipzig auf einen Gegner, der diese Kontertaktik optimiert hat und so radikal umsetzt, wie kein anderes Team in der Bundesliga — was die Aufgabe deutlich unangenehmer macht. Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick hatte schon in der Vergangenheit bei seinen zwei Trainer-Engagements auf Schalke seine Vorliebe nie verheimlicht. Seine Devise lautete stets: „Wer kontert, gewinnt.“ Und so ist es auch keine Überraschung, dass Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl die Wunschvorstellungen seines Vorgesetzten verfeinert. „Gegen Mannschaften, die sich so auf eine Sache spezialisiert haben, wird man nicht alles verhindern können. Dann darf man aber nicht nervös werden, wenn der Gegner mal zwei Konter spielt“, sagt Axel Schuster, Schalkes Sportdirektor.

Für die Königsblauen ist das Aufeinandertreffen eine Standortbestimmung, inwieweit man mit einem Spitzenteam mithalten kann — oder ob die Aufholjagd gegen einen qualitativ hochwertigen Gegner jäh gestoppt wird. „Das ist kein gefühlter Aufsteiger für mich. Da ist viel Geld, das wird aber auch überragend eingesetzt“, sagt Heidel. Eigentlich hat das Weinzierl-Team bei der ehrgeizigen Zielsetzung Teilnahme an der Champions League sein Niederlagen-Kontigent schon früh in dieser Saison aufgebraucht. Auch aus diesem Grund ist der Trip nach Leipzig ein Wegweiser in die nahe Zukunft.

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