Udo Lattek - der ewige Kämpfer wird 80

Der wortgewaltige, aber sensible Meistertrainer lebt mit der Kranheit Parkinson im Pflegeheim. Am Freitag feiert er seine Geburtstag.

Udo Lattek wird am Freitag 80 Jahre alt.

Udo Lattek wird am Freitag 80 Jahre alt.

Foto: Horst Galuschka

Düsseldorf. Eine große Feier wird es am Freitag nicht geben, dabei hätte er ein ausuferndes Fest verdient. Udo Lattek wird 80 Jahre alt, aber es ist schwer geworden für ihn. Parkinson, ein Wort wie ein Vorschlaghammer. Lattek, dem ewigen Kämpfer, geht es nicht gut. Er lebt in einem kölner Pflegeheim, seine Frau Hildegard kümmert sich dort um ihn, das gemeinsame Haus in Frechen wird kaum noch genutzt.

Hildegard Lattek sagte der „Sport Bild“, ihr Mann habe sich „das anders gewünscht“. Sie habe dennoch den Eindruck, „dass er an vielem Freude hat“. Zum Beispiel an seiner Enkelin, auf die er reagiere und sie mit „Hallo, Kleine“ begrüße. Und doch: „Dass er nun im Rollstuhl sitzen muss, um sich fortzubewegen, ist keine schöne Sache für so einen aktiven Mann“, sagt Frau Lattek. Natürlich hätte er sich das anders gewünscht. Der Austeiler, der Sensible.

Zwei Gesichter, aber immer nur ein großes Herz. Lattek, der Meistermacher, der Pokalsammler. Alte Schule, aber immer erfolgreich. Und wer Erfolg hat, hat Recht. 15 Titel gewann er und ist mit acht deutschen Meisterschaften — sechs mit Bayern München, zwei mit Borussia Mönchengladbach — erfolgreichster Vereinstrainer hierzulande. „Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich mehr richtig als falsch gemacht habe“, hat Lattek zu seinem 75. Geburtstag gesagt. Kein Widerspruch. Am Ende seiner Karriere stand dieses Bild des alternden Fußball-Experten aus der TV-Sendung Doppelpass, der sich im roten Plüschsessel über den neumodischen Taktik-Schnickschnack in der Bundesliga mokierte. Und fand, dass früher alles besser war.

Als man noch gemeinsam soff, um sich danach für seine Arbeit zu zerreißen. „Wichtig ist die Bereitschaft der Spieler, sich gegenseitig zu helfen“, hat er gesagt, „dann brauchst du keine Taktik.“ Wenn einer zu viel Geld verdient, hat die Mannschaft ein Problem, fand er. Dann entstünden „Neid und Missgunst“. Latteks Welt ist nicht die Fußball-Matrix von heute, er ist aus einer anderen Zeit. Und weiß doch so viel. Die Stationen nach Bayern und Mönchengladbach: Dortmund, Barcelona, Köln als Sportdirektor hinter dem jungen Christoph Daum, Schalke dann — und abermals Dortmund.

Bunt und unterhaltsam war es am Ende in seinem Fußball-Leben: Auf Schalke spielte er Anfang der 90er als wandelnde Werbesäule im papageifarben gescheckten Trainingsanzug mit seinem Ruf. Dortmund rettete er als halbrüstiger Rentner mit Matthias Sammer 2000 in fünf Spielen vor dem Abstieg — und kassierte dafür Unsummen. Lattek, den bekennend geizigen Ostpreußen, hat das immer köstlich amüsiert. Wer ihn kennenlernt, der trifft einen unfassbar sensiblen und großen Menschen, der bellt, wenn er angegriffen wird.

Und Verletzlichkeit mit gespielter Arroganz zu verbannen suchte: „Ich bin so von mir überzeugt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, keinen Erfolg zu haben.“ 2011 verließ er die TV-Bühne, dann ist es still um ihn geworden. Zum Abschied sang ihm Udo Jürgens ein Lied. Voller Respekt und Zuneigung.

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