TV-Krone für König Fußball: Olympia nur auf Platz 48

Hannover (dpa) - Selten hat der Fußball die TV-Berichterstattung so dominiert wie im Super-Sportjahr 2012. Das EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Italien war mit 27,99 Millionen Zuschauern die meistgesehene Fernsehsendung überhaupt und führt die TV-Sport-Hitliste an.

Auch die anderen vier EM-Spiele des DFB-Teams bei dem Turnier in Polen und der Ukraine sowie das Endspiel zwischen Weltmeister Spanien und Italien lockten jeweils mehr als 20 Millionen Fans vor die Bildschirme.

Gegen diese Traumquoten hatten weder das „Wetten, dass..?“-Debüt von Markus Lanz (13,62 Millionen) noch die Olympischen Spiele eine Chance. Die meistgesehene Übertragung aus London war das Beachvolleyball-Finale zwischen Julius Brink/Jonas Reckermann und den Brasilianern Alison Cerutti/Emanuel Rego. 8,06 Millionen Zuschauer reichten aber nur zu Platz 48 im TV-Ranking der Sportsendungen mit einer Mindestlänge von zehn Minuten.

„Das ist ein immer wiederkehrendes Phänomen. In Jahren mit EM- und WM-Turnieren ist Fußball konkurrenzlos“, kommentierte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz die Zahlen. Aber: „Bei Olympia haben ARD und ZDF durch die flächendeckende Berichterstattung hohe Marktanteile erreicht.“ Dank der vielen Sportübertragungen liegen in der Jahreswertung der TV-Sender das ZDF, Vorjahressieger RTL und ARD dicht zusammen.

Die Mainzer sehen sich für das kommende Jahr gut aufgestellt. „2013 ist sehr facettenreich, etwa mit Weltmeisterschaften in der Leichtathletik und Schwimmen. Es gibt aber kein Super-Event“, sagte Gruschwitz. Der Erwerb der Champions-League-Rechte könnte sich für das ZDF auszahlen. Das Bundesliga-Trio Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 hat die Gruppenphase überstanden und spielt 2013 in der K.o.-Runde weiter. Die Chancen auf ein quotenträchtiges Endspiel mit deutscher Beteiligung im Mai in London sind damit gegeben. „Dagegen hätten wir nichts“, sagte der ZDF-Sportchef.

Bereits das „Finale dahoam“ in diesem Jahr unterstrich die Anziehungskraft der Champions League. 16,79 Millionen Fans verfolgten am 19. Mai die traumatische Endspiel-Niederlage des FC Bayern München im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea. Die Live-Übertragung aus München bescherte Sat.1 beim Abschied von der Champions League einen Top-Ten-Platz in der Hit-Liste.

„Fußball, Fußball, Fußball und Tennis“, hatte einst der frühere RTL-Chef Helmut Thoma die vier Top-Sportarten in Deutschland bezeichnet. Längst haben die Klitschko-Brüder Boris Becker und Steffi Graf als Publikumsmagneten ersetzt. Immerhin fünf Box-Kämpfe konnten in die Fußball-Phalanx einbrechen. Der Fight von Vitali Klitschko gegen Dereck Chisora lockte mit 12,92 Millionen mehr Zuschauer an als das finale Rennen des dreifachen Formel-I-Weltmeisters Sebastian Vettel vor wenigen Wochen in Brasilien (10,65 Millionen).

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