Theo gegen den Rest der Fußball-Welt

Ex-DFB-Präsident Zwanziger teilt kräftig aus — und spürt reichlich Gegenwind.

Berlin. Theo Zwanziger (67) sieht sich selbst gern als Mann des Ausgleichs, doch nun sorgt er plötzlich für erheblichen Zoff. Mit seinem verbalen Feldzug gegen Deutschlands Fußball-Macher hat der ehemalige DFB-Präsident Verärgerung ausgelöst.

Einen Tag vor dem Verkaufsstart seines Buches „Die Zwanziger Jahre“ verschärfte der ehemalige DFB-Präsident seine Vorwürfe gegen Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß und attackierte auch den neuen DFB-Chef Wolfgang Niersbach massiv.

„Mir ist aufgefallen, dass mein Freund und Nachfolger Wolfgang Niersbach mir zu schnell und zu oft die Rückkehr des DFB zum Kerngeschäft betont hat“, sagte Zwanziger der „Welt am Sonntag“.

Unter Niersbach kämen die von ihm in den Mittelpunkt gestellten sozialen Aktionen zu kurz, monierte Zwanziger. Niersbach wollte sich beim „Sportpresseball“ in Frankfurt durch die bislang einmalige Nachfolger-Schelte nicht die gute Laune verderben lassen. „Eigentlich ist jedes Wort zu viel. Aber ich würde Uli Hoeneß nicht widersprechen“, sagte er.

Der Bayern-Präsident hatte die kritischen Äußerungen zu seiner Amtsführung als Bayern-Präsident gekontert. „Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident ist, wusste ich schon lange. Dieses Buch wird ihn nach seinem mehr als peinlichen Rücktritt endgültig in die Isolation treiben. Mehr ist dazu nicht zu sagen“, polterte Hoeneß zurück.

Zwanziger legte gegen seinen Intimfeind Hoeneß mit Kritik an dessen Äußerungen zur Krise der Fifa sogar noch nach. „Er hat mich maßlos enttäuscht, vor allem im internationalen Bereich mit pauschalen Sprüchen der Kategorie ,Alle sind korrupt’ und ,Ich weiß alles besser’ und des gleichzeitigen Fehlens der Bereitschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen“, sagte Zwanziger.

Offen ist vorerst, inwiefern Zwanziger seine Position im nationalen Machtzirkel selbst beschädigt hat. Als höchster deutscher Funktionär in Fifa- und Uefa-Exekutive muss er bis 2013 (Uefa) und 2015 (Fifa) auch die Interessen des deutschen Fußballs und seiner Akteure vertreten.

In der Frankfurter Verbandszentrale herrscht seit Tagen Kopfschütteln über Zwanzigers undiplomatisches Vorgehen. Die Suche nach Motiven führt dabei in zwei Richtungen: Eine aggressive Vermarktungsstrategie für die Autobiografie wird vermutet. Zwanziger weniger gesonnene Stimmen sprechen von einer gewissen Verbitterung durch den Machtverlust.

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