Fußball Regionalliga West: Nur schnell raus — aber wie?

Die Regionalliga startet am Wochenende mit Traditionsteams wie RW Essen, Alemannia Aachen, RW Oberhausen oder SG Wattenscheid. Selbst der Meister wird am Ende wieder zittern.

Rekord: Proppenvoller Aachener Tivoli am 7. Februar 2015 im Spiel gegen RW Essen.

Rekord: Proppenvoller Aachener Tivoli am 7. Februar 2015 im Spiel gegen RW Essen.

Foto: Revierfoto

Aachen. „Bei uns im Westen ist eine Fülle Vereine vertreten, die zu Recht den Anspruch haben, zu den Top 50 in Deutschland zu gehören.“ Das sagt Hermann Korfmacher, Präsident des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes (WFLV).

30.313 Zuschauer - ausverkauft!

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Er ist der Boss der Weststaffel der Regionalliga (4. Liga) — und damit auch Herr über eine Menge von Traditionsteams, deren Namen viele Fußballfans höher schlagen lassen: RW Essen, Alemannia Aachen, RW Oberhausen, SG Wattenscheid, Viktoria Köln — oder auch die Zweitvertretungen von Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund. Heute startet die Liga ihre Saison. Und eines ist schon jetzt klar: Nirgendwo ist es schwieriger, die Liga zu verlassen.

Die Vereine sind im Widerstand vereint, sie sind sich einig, dass die Aufstiegsregelung für die Regionalliga ungerecht ist. Selbst der Meister rückt nicht automatisch in die 3. Liga auf, die Titelträger der fünf Regionalligen bestreiten mit dem Südwest-Zweiten Relegationsspiele um drei Aufstiegsplätze zur 3. Liga.

Für den aktuellen Meister Borussia Mönchengladbach II wurde dort das Stopp-Schild aufgestellt: Der Meister durfte nicht aufsteigen. Die Klubs streben nun eine Reform der Regelung an, die sie vor Jahren selbst verabschiedet haben. „Wir haben das auf der Agenda“, sagt Christian Steinborn, Aufsichtsratsvorsitzender von Alemannia Aachen. In der Saison 2006/07 war der Traditionsclub noch Erstligist, danach begann der Niedergang — sportlich wie finanziell. Jetzt ist man gefangen in der Viertklassigkeit, das Motto: nur schnell raus — aber wie?

Den Titel in der Regionalliga West zu holen, ist aber allein schon eine der größten Herausforderungen, die der Fußball aktuell zu bieten hat. Die Liga ist um einen Club auf 19 Teams aufgestockt, Prognosen sind unmöglich.

Viktoria Köln hat bemerkenswerte Resultate in der Vorbereitung (unter anderem ein 1:1 gegen Bayer Leverkusen) erzielt, aber Testspiele sind für den Ernstfall in etwa so seriös wie Tierversuche bei neuen Medikamenten: Schon möglich, dass die erprobte Mischung später handfeste Wunder erzeugt, aber was unter Testbedingungen oft hoffnungsvoll aussieht, offenbart in der Praxis heftige Nebenwirkungen.

„Umfragen sind völlig uninteressant“, sagt Aachens neuer Trainer Christian Benbennek, der vom TSV Havelse aus Niedersachsen kam und mit seinem Team heute die Saison bei Rot-Weiß Ahlen eröffnet. In keiner anderen Liga gehen so viele Favoriten an die Startlinie. „Oberhausen setzt alles auf eine Karte, Gladbach II und Dortmund II wollen den Abstand zur Bundesliga verkleinern, Viktoria Köln und Rödinghausen haben richtig Pulver“, beobachtet Benbennek.

Rot-Weiß Essen darf nicht fehlen. Und natürlich wird auch der Vizemeister Alemannia genannt, wenn die Titelkandidaten abgefragt werden. Das Ergebnis einer Umfrage im „Reviersport“: Rot-Weiß Essen hat mit 28,6 Prozent vor Alemannia (23,4), Rot-Weiß Oberhausen (15,7) und Viktoria Köln (12,3) die besten Aussichten.

André Schubert, neuer Trainer bei Gladbachs Zweitbesetzung, hat noch die Sportfreunde Lotte auf dem Zettel, ebenso wie Schalke II, die gerade Deutscher Meister der U19 geworden sind. André Pawlak, Trainer bei der SSVg Velbert, stuft noch den SC Verl hoch ein.

Wie es auch immer kommt, die Zuschauerzahlen sollen stimmen: Korfmacher glaubt, den Schnitt von 1919 Zuschauern pro Spiel aus der Vorsaison anheben zu können. In Essen wurden über 4000 Dauerkarten verkauft, in Aachen sind es über 3000.

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