WM-Affäre: Zahlungsaufforderung für Fedor Radmann

Frankfurt/Main (dpa) - Der langjährige Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann hat vom DFB eine Zahlungsaufforderung in Höhe von 6,7 Millionen Euro bekommen - der „Kaiser“ selbst bleibt davon zumindest im Moment verschont.

WM-Affäre: Zahlungsaufforderung für Fedor Radmann
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Jedenfalls widersprach der Deutsche Fußball-Bund Aussagen Radmanns, wonach es alle Hauptfiguren in der Affäre um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2006 mit dieser Forderung trifft. Der Verband wahrt aber seinen Anspruch auf möglichen Schadensersatz in Millionenhöhe.

„Mir ist bekannt, dass das jeder bekommen soll oder schon bekommen hat (...). Alle. Also, das heißt: Beckenbauer, Zwanziger, Niersbach, Schmidt und ich.“ Dies sagte Radmann, der frühere Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, der Deutschen Presse-Agentur.

Nach DFB-Angaben ging eine Zahlungsaufforderung jedoch nur an Radmann, weil dieser in der Schweiz lebt und dort eine andere Rechtsordnung gelte. Für Beckenbauer, der seinen Wohnsitz im österreichischen Salzburg hat, gilt nach DFB-Auffassung ebenso wie für die anderen deutschen ehemaligen Spitzenfunktionäre um Wolfgang Niersbach der Güteantrag - und sie bekommen keine direkte Aufforderung.

„In der Schweiz wurde auf Grundlage des dort geltenden Rechts das Betreibungsverfahren auf den Weg gebracht, das sich in der Ausgestaltung von den Güteanträgen unterscheidet, aber für uns dasselbe Ziel verfolgt, nämlich die Sicherung von Ansprüchen für den gemeinnützigen Verband und die Vermeidung des Eintritts der Verjährung“, teilte DFB-Interimspräsident Rainer Koch mit.

Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet, dass Radmann das Geld innerhalb von 20 Tagen an den DFB überweisen soll. Dabei geht es um jene Summe, die der DFB vor der WM auf ein Konto des Weltverbandes FIFA geleitet hatte. Angeblich sollte der Betrag zur Rückzahlung eines Darlehens des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus verwendet werden. Wohin es tatsächlich floss, ist bislang nicht geklärt.

Radmann erklärte, er habe die Zahlungsaufforderung am 8. Januar in seinem Schweizer Wohnort bekommen. Er habe widersprochen, jetzt sei der Verband am Zug. „Damit ist der DFB gefordert, nachzuweisen, dass es überhaupt eine Forderung gibt. Denn bis zum 8. Januar hat niemand mit mir je darüber gesprochen, noch gibt es irgendeinen Schriftverkehr. Die werden nie in der Lage sein, nur den Hauch einer Forderung nachzuweisen“, sagte Radmann. Das sei alles „ein bisschen sehr merkwürdig - das ist aber noch diplomatisch formuliert“.

Die 6,7 Millionen Euro an die FIFA waren ursprünglich als Beitrag für die später abgesagte WM-Eröffnungsgala verschleiert worden. Der ursprüngliche Kredit von Dreyfus war nach Angaben von Beckenbauer als Gegenleistung für einen hohen FIFA-Zuschuss zur WM in Deutschland verwendet worden.

Der DFB hat Güteanträge bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle in Hamburg eingereicht, um den Anspruch auf möglichen Schadensersatz in Millionenhöhe zu wahren. Die Ansprüche richten sich neben Beckenbauer und Radmann auch gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach, Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, den Testamentsvollstrecker von Robert Louis-Dreyfus sowie die FIFA.

Am Dienstag ließ der DFB verlauten, dass man mit der FIFA „aktuell im engen Dialog“ sei, auf die Geltendmachung der Verjährung zu verzichten. Zu entsprechenden Vereinbarungen sei man auch mit allen anderen Betroffenen bereit.

Radmann ist seit vielen Jahren ein enger Vertrauter und Wegbegleiter Beckenbauers - quasi der Schattenmann der Lichtgestalt. Der heute 71-Jährige saß einst im WM-Organisationskomitee und begleitete Beckenbauer auf seiner Welcome-Tour über 132 276 Flugkilometer durch 31 Länder. Wegen Interessenskonflikten gab Radmann 2003 sein Amt als Vize-Chef des WM-OK an Zwanziger ab. Er war wegen Beraterverträgen mit Adidas und der Kirch-Gruppe, die er dann teilweise ruhen ließ, in Erklärungsnot gekommen.

Der gebürtige Berchtesgadener muss sich ebenso wie Beckenbauer des Vorwurfs erwehren, einen Bestechungsversuch zumindest geplant zu haben. Es geht um den brisanten Vertrag mit Jack Warner: Dem einstigen FIFA-Spitzenfunktionär aus Trinidad & Tobago, der inzwischen wegen Korruption lebenslang gesperrt ist, wurden laut eines beim DFB gefundenen Papiers vier Tage vor der Abstimmung zur WM-Vergabe „diverse Leistungen“ zugesagt. Unterschrieben hat das Papier Beckenbauer, den Entwurf paraphierte Radmann.

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