Osnabrück entgeht Insolvenz

Osnabrück (dpa) - Osnabrücks Kommunalpolitiker haben mit einem 3,6 Millionen-Euro-Darlehen dem VfL Osnabrück und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen großen Dienst erwiesen.

Dank der Finanzspritze der Stadt kann der mit rund neun Millionen Euro verschuldete Tabellenführer der 3. Liga eine drohende Insolvenz verhindern. Eine zweite Pleite nach der Insolvenz des Ligarivalen Alemannia Aachen hätte das ohnehin beschädigte Ansehen der als „Intensivstation“ kritisierten 3. Liga noch mehr ramponiert.

„Es ist jetzt eine Brücke gebaut worden, über die der Verein gehen muss“, kommentierte Osnabrücks Oberbürgermeister Boris Pistorius (SPD) die Mehrheitsentscheidung im Stadtrat am späten Dienstagabend. Zwei Tage zuvor hatten die Clubmitglieder bereits die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft beschlossen. Damit war eine zwingende Voraussetzung für die Gewährung des Darlehens erfüllt. „Vor uns liegt noch ein harter Ritt“, warnte der neue VfL-Präsident Christian Kröger vor voreiligem Jubel.

Der niedersächsische Traditionsverein muss bis zum 28. Februar ein Sanierungskonzept vorlegen. Sollte dem Team von Trainer Claus-Dieter Wollitz die Rückkehr in die 2. Liga gelingen, wäre dies ein wichtiger Beitrag zur Entschuldung. Bei einem Scheitern müsste der VfL einen strikten Sparkurs fahren, unter anderem auf Kosten der Jugendarbeit.

Auch andere Vereine streben mit aller Macht aus der ungeliebten 3. Liga ins Fußball-Unterhaus. „Unser Verein hat Verbindlichkeiten. Die Konsolidierung ist nur in der zweiten Liga möglich“, stellte Manager Oliver Kreuzer vom Karlsruher SC fest. Der Zweitliga-Absteiger spürt die große Kluft zwischen den Spielklassen in dieser Saison besonders. Die Diskrepanz bei den TV-Geldern kann auch der um ein positives Image bemühte zuständige DFB-Direktor Ulf Schott nicht leugnen.

„Da ist die Lücke von knapp sechs Millionen Euro an Fernsehgeld pro Zweitligist zu 700 000 Euro pro Drittligist gravierender“, erklärte Schott. Für die 3. Liga stehen nach seinen Angaben 12,8 Millionen Euro pro Saison längerfristig zur Verfügung. Ehemalige Erstligisten wie Arminia Bielefeld, die heute unter den Folgen des Missmanagements aus angeblich besseren Zeiten leiden, haben daher kaum Chancen, ihre Schuldenberge abzubauen.

So gilt neben Aachen und Osnabrück vor allem Hansa Rostock als großes Sorgenkind der 3. Liga. „Wir haben ein negatives Eigenkapital von 6,6 Millionen Euro. Das ist für den FC Hansa einfach zu viel“, sagte der seit 2010 amtierende Vorstandschef Bernd Hofmann. Zinsen für Kredite und Darlehen reißen riesige Löcher in den Etat, ein millionenschweres Hilfspaket von Land, Kommune und Sponsoren wendete das Aus für Hansa in letzter Minute noch ab.

Andere Drittligisten wie Kickers Offenbach, Darmstadt 98, 1. FC Saarbrücken, Wacker Burghausen oder Unterhaching kämpfen ums Überleben, sind aber nicht in ihrer Existenz bedroht. Große Sprünge kann keiner machen. „Jeder Verein muss ein Geschäftsmodell finden, das funktioniert“, forderte Geschäftsführer Holger Sanwald vom 1. FC Heidenheim. Die Clubs müssten stärker in die Pflicht genommen werden, ausgeglichene Bilanzen zu präsentieren.

Nach eigenen Angaben scheibt Heidenheim schwarze Zahlen. Auch für Aufstiegsanwärter und Bundesliga-Gründungsmitglied Preußen Münster sieht es sportlich und wirtschaftlich positiv aus. Das freut den DFB, der gerne auf Vereine verweist, die in der 3. Liga ihre Einnahmen steigern, ihre Verbindlichkeiten abbauen und sich sportlich nach oben entwickeln konnten. „Ich denke da in erster Linie an Fortuna Düsseldorf und Eintracht Braunschweig“, sagte DFB-Direktor Schott.

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