Ombudsmann: „Markt lässt sich nicht kontrollieren“

Düsseldorf (dpa) - Fragen an Carsten Thiel von Herff, Ombudsmann der Deutschen Fußball Liga und des Deutschen Fußball-Bundes. Der Rechtsanwalt nimmt in seiner Funktion Informationen und Hinweise auf geplante oder verabredete Spielmanipulationen oder andere Unregelmäßigkeiten im Fußball entgegen.

Außerdem steht er Spielern und ihren Eltern, den Trainern, den Betreuern und Clubmitarbeitern sowie Schiedsrichtern mit Rat und Tat zu den Themen Spielsucht und Spielmanipulation zur Seite.

Welches sind Ihre Aufgaben als Ombudsmann?

Thiel von Herff: „Anlaufstelle, Aufklärung und Prävention. Als Ombudsmann bin ich der unabhängige Ansprechpartner für Spieler, Trainer und andere Beteiligte, die sich bei geplanten oder verabredeten Spielmanipulationen oder anderen Unregelmäßigkeiten vertrauensvoll an mich wenden können. Wenn ich einen solchen Hinweis erhalte, kann ich gemeinsam mit der DFL und dem DFB entsprechend reagieren. Man muss sich aber auch klar machen, dass man kaum eine Möglichkeit hat, auf den halblegalen oder gar illegalen Wettmarkt im In- und Ausland Einfluss zu nehmen.“

Was kann man gegen Spielmanipulation überhaupt tun?

Thiel von Herff: „Ein solcher Markt lässt sich nicht kontrollieren. Deshalb ist es schwierig, beim Wettmarkt anzusetzen und umso wichtiger, am anderen Ende die schwächste Gruppe zu schützen: jugendliche Spieler. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt deshalb in der Prävention und dort vor allem in der Arbeit mit den Nachwuchsspielern. Dies ist auch von der DFL und vom DFB ausdrücklich so gewollt. Es geht darum, die Jugendspieler rechtzeitig darüber aufzuklären, wie schnell man in Abhängigkeiten geraten kann und welche Gefahren damit verbunden sind. Weitere Maßnahmen wie ein Informations-Flyer und ein e-Learning-Programm sind inzwischen umgesetzt worden.“

Wie viele Informationen oder Verdachtsmomente gehen bei Ihnen regelmäßig ein? Welche Ligen sind betroffen?

Thiel von Herff: „Dazu darf ich aufgrund meiner Verschwiegenheitspflicht keine Auskunft geben. Nur soviel: Wir haben keine Hinweise darauf, dass es zu Spielmanipulationen gekommen ist. Auch die Bekanntgabe durch Europol muss für Deutschland richtig eingeordnet und verstanden werden. Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine aktuellen Fälle im deutschen Fußball, Europol hat lediglich eine Anzahl von Spielen genannt, die von der Bochumer Staatsanwaltschaft bereits untersucht worden sind.“

Die Korruption greift augenscheinlich nicht nur im Fußball um sich. Wie arbeiten Sie mit anderen Sportverbänden zusammen?

Thiel von Herff: „Es findet ein regelmäßiger Austausch statt. Zudem gibt es ein Projekt auf europäischer Ebene, das kürzlich ins Leben gerufen wurde.“

Können Sie exemplarisch aktuelle Erfolge bei Fällen nennen, die Ihnen zugetragen wurden?

Thiel von Herff: „Auch dies unterfällt meiner Verschwiegenheitspflicht, und der Erfolg der Präventionsarbeit ist, abgesehen von der positiven Resonanz, schwer messbar. Aber ich darf sagen, dass ich als Ansprechpartner für allgemeine Fragen rund um das Thema wahrgenommen werde. Deshalb glaube ich, dass unser Einsatz Wirkung zeigt.“

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