Neujahrsempfang: Bundesliga feiert in der Fußballkrise

Frankfurt/Main (dpa) - Vor dem Palais Thurn und Taxis lag ein grauer statt roter Teppich. „Kaiser“ Beckenbauer war auch nicht zu Gast. Dafür gab es lauter Debatten über die Skandale beim DFB und bei der FIFA.

Neujahrsempfang: Bundesliga feiert in der Fußballkrise
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Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Fußball Liga bei ihrem Neujahrsempfang noch den WM-Triumph nachgefeiert. Diesmal stand das Treffen der Bundesliga-Manager und -Funktionäre in Frankfurt/Main ganz im Zeichen der großen Krisen. „Wir tun alle gut daran, uns daran zu erinnern: Nicht wir haben diesen Sport so bedeutsam gemacht, sondern er uns“, mahnte DFL-Boss Christian Seifert die gut betuchte Männergesellschaft.

Der 46 Jahre alte Spitzenmanager forderte den Fußball zur Aufarbeitung seiner Skandale auf und sprach von einem „schweren“ Jahr, Ligapräsident und DFB-Interimschef Reinhard Rauball sogar von einem „sehr schweren“ Jahr 2015. „Vieles an dem Sport, der uns so am Herzen liegt, wirkte irritierend, manches auch verstörend“, sagte Seifert. „Wir alle dürfen nie vergessen, dass es gute Gründe dafür gab, dass die Glaubwürdigkeit der internationalen und teilweise auch nationalen Institutionen sehr gelitten haben.“

Nach dem Skandal um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sei die DFL in Gesprächen mit dem Partner. Seifert betonte aber auch: „Echtes Vertrauen entsteht nur über die Zeit.“ Der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach weilte unter den Gästen - es war sein erster größerer gesellschaftlicher Auftritt seit seinem Rücktritt im November. Sein früherer Freund Franz Beckenbauer, dessen Rolle in der DFB-Affäre immer noch nicht geklärt ist, fehlte.

Wichtig, um beim DFB das Vertrauen wieder zu erlangen, sei die transparente Veröffentlichung des Untersuchungsberichts der Wirtschaftskanzlei Freshfields, sagte Rauball und erklärte: „Wir müssen die Lehren daraus ziehen und dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passieren wird und auch nicht mehr passieren kann.“

Um seine wirtschaftliche Stärke muss der deutsche Fußball trotz der Korruptionswelle in der FIFA und des enorm beschädigten Ansehens des DFB nicht fürchten. Der neue Fernsehvertrag wird mehr Geld als je zuvor in die Kassen der 36 Proficlubs spülen. Trotzdem gab Seifert ein klares Bekenntnis zur Zentralvermarktung der 1. und 2. Bundesliga ab. „Wir sollten nicht die Bundesliga erschüttern, nur um einem Umsatzphantom hinterherzujagen. Die Solidarität ist ein Markenzeichen des Deutschen Fußballs, und niemand will, dass dieses Prinzip nicht in seinen Grundfesten gelebt wird“, sagte er.

Der DFL-Chef warnte vor Vergleichen mit dem Superdeal der Premier League: „Der Medienvertrag für die englische Premier League ist gut für die Premier League. Aber er ist nicht zu erreichen für irgendeine andere Liga in Europa.“ Auf der Insel zahlen Sky und BT Sport von 2016 bis 2019 insgesamt 5,136 Milliarden Pfund - umgerechnet etwa 6,9 Milliarden Euro.

Die DFL werde bei der Vergabe nach dem bestmöglichen Abschluss streben, versicherte Seifert. „Die Bundesliga hat gezeigt, dass sie es wert ist, in sie zu investieren. Das heißt im Umkehrschluss: Wer nicht bereit ist, in die Bundesliga zu investieren, kann auch nicht Medienpartner der DFL sein“, erklärte Seifert.

Zuletzt hatte der FC Bayern München die Solidargemeinschaft der Vereine infrage gestellt. Der neue Fernsehvertrag soll 2017 in Kraft treten. Das Konzept liegt derzeit zur Prüfung beim Bundeskartellamt. Nach der Ausschreibung soll der Abschluss noch im Frühsommer vor der EM erfolgen. In dieser Saison werden insgesamt rund 850 Millionen Euro an die Vereine ausgeschüttet.

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