Neuer pariert alle Zweifel

Der Bayern-Torwart hat in Madrid begeistert. Nur eine Schar von Fans mag sich nicht überzeugen lassen.

Madrid. Uli Hoeneß war die Glückseligkeit ins Gesicht geschrieben, diese Nacht in Madrid hatte den Präsidenten des FC Bayern verzückt.

Aber Hoeneß neigt dazu, in die Momente der Freude die Abrechnung zu mischen. Als wolle er sich von einer Last befreien. Und diese Last hatte lange in ihm gewütet. „Ich hoffe, dass jetzt der Letzte in München begriffen hat, warum wir Manuel Neuer verpflichtet haben. Ich hoffe, dass da ein paar Abbitte tun“, sagte Hoeneß.

Die meisten der 4000 Bayern- Fans im Bernabéu ließen Neuer nach dem heroisch bewältigten Elfmeterschießen hochleben, nur die Gruppierung von der „Schickeria“, einst die Initiatoren der „Koan Neuer“-Plakate, blieben reserviert. „Es gibt da eine kleine Gruppe, die uns seit vielen Monaten Ärger macht“, zürnte der Präsident, bald wolle er das Problem lösen, das auch auf Neuer sichtbar Eindruck macht.

Als ihn die Mannschaft vor die Fans zum Tanz stieß, bewegte sich Neuer einige Male unsicher, um schnell wieder ins Glied zu hüpfen. Der Torwart, der als ehemalige Schalker einst die Bayern-Fans provoziert hatte, kämpft noch immer um die vollendete Anerkennung in München. Madrid war eine gute Gelegenheit, er hat sie genutzt, jetzt ist es nicht mehr sein Problem.

Die Elfmeter der Weltstars Cristiano Ronaldo und Kaká waren in der rechten Torwartecke eine sichere Beute des 26-Jährigen. Und dann hat er den Schuss von Sergio Ramos „mit seinen Blicken über die Latte gelenkt“, wie es sein Trainer Jupp Heynckes feierte.

„Direkt nach dem Spiel war noch viel Adrenalin im Körper“, sagte Neuer nach seinem bislang größten Sieg mit den Bayern. Für rund 25 Millionen Euro war er geholt worden, das Geld, sagte Hoeneß, hat er „nun wieder eingespielt“. Als wenn alles so leicht wäre.

„Er hat nicht so eine leichte Saison gehabt“, verriet Abwehrchef Holger Badstuber: „Jetzt hat er uns im DFB-Pokal und in der Champions League ins Finale gebracht. Er ist schon ein großer Torhüter.“ Wenigstens unter den Seinen fühlt er sich wohl: An der Spitze des Teams marschierte Neuer zur Feierstunde nach 1 Uhr in der Nacht in den feinen Bankettsaal.

In der vergangenen Spielzeit konnte selbst ein überragender Neuer im Schalker Tor das Aus im Halbfinale gegen Manchester United nicht verhindern. Die Preisungen von Manchester-Coach Sir Alex Ferguson („Unglaublich. Das war wahrscheinlich die beste Leistung, die ich jemals von einem Torhüter in einem Spiel mit meiner Mannschaft gesehen habe“) blieben wertlos.

Jetzt hat er Werte geschaffen: Das Finale und den Respekt der Fans. Die Liebe folgt am Ende. dpa/kup

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