Vorbild Klose beklagt Fairplay-Verfall

Berlin (dpa) - So sieht ein Vorbild aus. Miroslav Klose fällt als Profisportler nicht nur wegen seiner Topleistungen im hohen Fußballer-Alter von 34 Jahren aus der Zeit, die heute so schnelllebig ist.

Auch in seinem Auftreten und Verhalten auf und neben dem Platz ist der Torjäger außergewöhnlich. Vor seinem 126. Länderspiel am Dienstagabend im Berliner Olympiastadion gegen Schweden wird der Angreifer von Lazio Rom von Verbandspräsident Wolfgang Niersbach mit der DFB-Medaille „Fair ist Mehr“ ausgezeichnet.

Anlass für die Auszeichnung war Kloses Aktion im vergangenen Monat beim 0:3 mit Lazio in Neapel. Er ließ ein schon gegebenes Tor wegen eines Handspiels selbst annullieren. „Der Schiedsrichter fragte mich, ob der Ball an der Hand war. Und ich habe ja gesagt. Das war für mich selbstverständlich“, schilderte Klose am Montag in Berlin.

Es war nichts das erste Mal: Vor sechs Jahren zeichnete ihn der Verband Deutscher Sportjournalisten aus, weil er zu seiner Zeit bei Werder Bremen dem Unparteiischen sagte, dass ihn Torwart Mathias Hain im Strafraum nicht gefoult, sondern den Ball gespielt habe. Der Schiedsrichter nahm daraufhin die Elfmeterentscheidung zurück.

Klose nahm seine Ehrung zum Anlass, bei seinen Profi-Kollegen für mehr Fairplay zu werben. „Ich weiß, wie viele Kinder zuschauen“, sagte der Vater von Zwillingen: „Wir haben eine Vorbildfunktion. Das ist ein bisschen verloren gegangen. Die Fairness sollte vorangehen.“ Wenn man dem Schiedsrichter helfen könne, solle man das tun. „Ihre Aufgabe ist schon schwer genug.“

Erstaunlich leicht scheint es ihm zu fallen, im jungen deutschen Nationalteam auch mit 34 noch ein Mann mit WM-Perspektive zu sein. „Wenn ich fit bin und von Verletzungen verschont bleibe, würde ich die WM in Brasilien gerne noch spielen. Das ist mein Ziel“, sagte Klose. 36 Jahre alt wäre er dann - für Joachim Löw kein Problem. „Jeder Trainer kann froh sein, wenn er einen Miroslav Klose in der Mannschaft hat.“ Der Bundestrainer schätzt Klose sportlich als Stürmer mit überragenden Fähigkeiten und menschlich als „absolutes Vorbild“. Er sei „einer der ganz wichtigen Führungsspieler“.

Und Klose ist Rekordjäger. Auf dem Weg zu seiner vierten WM dürfte er Gerd Müller bald als nationalen Rekordschützen ablösen. Noch drei Treffer fehlen ihm. Aber weil Müller seine 68 Tore in nur 62 Spielen erzielte und zudem Welt- und Europameister war, würde Klose sich selbst mit dem „Bomber“ nie messen: „Das wäre ein absoluter Witz. Gerd Müller darf man mit keinem anderen Stürmer vergleichen.“

2014 könnte es Klose ausgerechnet in Brasilien zum erfolgreichsten Torschützen der WM-Geschichte bringen: 14 Treffer hat er bei seinen bislang drei Turnieren erzielt, der Brasilianer Ronaldo führt mit 15. „Wenn es mal so weit ist, dass ich meine Fußballschuhe an den Nagel hänge, würden mich die Rekorde stolz machen“, sagte er. „Aber so weit ist es noch nicht.“ Damit es zu den Bestmarken kommen könnte, verzichtet er im höheren Fußball-Alter inzwischen auf seinen Salto beim Jubeln nach Toren: „Der Salto würde schon noch gehen. Aber ich will es nicht riskieren. Ich will 2014 noch dabei sein.“

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