Vor Polen-Prüfung: Bayern fit, Löw auf London-Exkursion

Frankfurt/Main (dpa) - Joachim Löw spürt weiter die WM-Nachwehen. Auf der Reise zu einem attraktiven Fußball-Ausflug in den Westen Londons wird sich der Bundestrainer über Form und Fitness seiner Auswahl Gedanken gemacht haben.

Vor Polen-Prüfung: Bayern fit, Löw auf London-Exkursion
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„Die wirklich schweren Spiele kommen jetzt, im Oktober“, hatte der Bundestrainer gewarnt. Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung vor den so wichtigen EM-Qualifikationsspielen der deutschen Nationalmannschaft am 11. Oktober in Polen und drei Tage später in Gelsenkirchen gegen Irland erfüllte sich am Bundesliga-Wochenende nur bedingt. Die Leistungsschwankungen im Weltmeisterkader halten auch drei Monate nach dem Triumph von Rio an - entgegen der Löw-Prognose: „Im Oktober werden die Spieler wieder frischer sein“.

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Richtig positive Nachrichten vor dem Besuch des englischen Spitzenspiels zwischen dem FC Chelsea und dem FC Arsenal (2:0) gemeinsam mit Chefscout Urs Siegenthaler bekam Löw erst einmal nur aus München. „Das ist ja etwas, was wir mögen. Wir haben einen breiten Kader, wirklich klasse Spieler, und der Trainer rotiert ja auch. So etwas können wir kompensieren, wir freuen uns auf jedes Spiel“, sagte Torwart Manuel Neuer über die Bayern-Welt.

An der Stamford Bridge sah Löw sein DFB-Trio: Mesut Özil spielte bei Arsenal durch, Lukas Podolski durfte nur die letzten elf Minuten ran, André Schürrle knappe 70 bei Chelsea. In der unterhaltsamen Partie waren die Deutschen Randfiguren, gerade Özil gelang wenig - so erging es einigen Nationalspielern am Wochenende.

In gelöster Oktoberfest-Laune werden immerhin Neuer, Thomas Müller, Mario Götze und der rechtzeitig genesene Jérôme Boateng am 7. Oktober beim Treffpunkt der Nationalmannschaft in Frankfurt erwartet. „Es sind zwei wichtige Spiele. Besonders in Polen wird es schwer. Doch wir wollen sechs Punkte holen“, sagte Boateng.

Wie Götze und Müller wurde der Verteidiger beim 4:0 gegen Hannover geschont. Das Trio kommt somit ganz nach dem Geschmack von Löw auch noch ausgeruht zur Nationalmannschaft. Torwart Neuer ist seit dem letzten Länderspiel gegen Schottland (2:1) in sieben Bayern-Spielen ohne Gegentor - und daher geradezu zwangsläufig bester Dinge. „In Polen ist es immer eine schwere Aufgabe, aber wir wollen jedes Spiel gewinnen“, sagte der Stellvertreter des weiter verletzt fehlenden Kapitäns Bastian Schweinsteiger.

Für Müller kommt vor der Reise zum DFB-Team sogar noch einmal ein bisschen WM-Gefühl zurück. Am Montag erhält er in Herzogenaurach von FIFA-Sponsor Adidas den Silbernen Schuh als zweitbester Torschütze und den Silbernen Ball als zweitbester WM-Spieler überreicht.

Die diesmal ebenso große Dortmund-Fraktion liefert stimmungstechnisch das Kontrastprogramm zur bajuwarischen Rundum-Zufriedenheit. Roman Weidenfeller, Erik Durm, Matthias Ginter und besonders DFB-Rückkehrer Mats Hummels - der beim 0:1 gegen den HSV einen desolaten Eindruck machte - sind Sinnbild für fehlende Konstanz vieler WM-Akteure. Erklärender Trost - nicht nur für müde Dortmunder - kam ausgerechnet aus München: „Wenn man viele Nationalspieler hat, ist es nicht so einfach, das zu kompensieren. Ich weiß jetzt nicht genau, wie die zweite Reihe der Vereine aussieht. Aber wir haben einfach einen super Kader“, sagte Neuer in einem DFB-Interview.

BVB-Allzweckwaffe Kevin Großkreutz muss den Dortmunder Frust in der Heimat ertragen. „Ach, das mit dem DFB, das war alles abgesprochen“, sagte er in TV-Interviews zu seiner von Löw bislang weiterhin nicht begründeten Länderspiel-Abstinenz. Außenverteidiger Durm forderte auf „dfb.de“ von allen Dortmundern einen mutigen Blick nach vorn: „Momentan ist das wirklich nicht leicht. Aber wir müssen uns jetzt zusammen da raus kämpfen, und das werden wir auch machen. Die Spieler, die nicht zur Nationalmannschaft gehen, werden das in Dortmund machen, und die anderen eben bei ihren Nationalmannschaften.“

Lichtblicke für Löw lieferten Neuling Karim Bellarabi und Shkodran Mustafi. Bellarabi zeigte mit dem späten Ausgleichstor zum 2:2 für Bayer Leverkusen gegen Paderborn seine gute Form. „Ich war einen Tick aufgeregt, aber es war ein wundervolles Gefühl“, berichtete er von dem Nominierungs-Telefonat mit Löw. Mustafi, der sich beim FC Valencia seinen Platz im Team erobert hat und beim 3:1 gegen Meister Atlético Madrid erneut durchspielte, kommt ebenfalls immer besser in Schwung.

Ein Problem bringt allerdings sogar die tolle Bayern-Stimmung für den Bundestrainer. In Topform ist nämlich auch Doppeltorschütze Robert Lewandowski. Den polnischen Stürmer gilt es in Warschau auszuschalten. „Ich denke, dass es schwer wird, ihn in den Griff zu bekommen. Aber uns wird schon was einfallen“, sagte Neuer.

Auch Lewandowski ist gespannt auf das Kräftemessen mit den Weltmeistern, von denen er etliche bestens kennt. „Das Spiel gegen Deutschland wird ein bisschen komisch. Ich trainiere mit diesen Spielern fast jeden Tag hier in München oder habe früher bei Borussia Dortmund mit ihnen trainiert“, erzählte der Torjäger, der bei Polens 7:0-Auftaktsieg gegen Gibraltar viermal getroffen hatte.

„Wir freuen uns auf das Duell mit Robert“, sagte Bayern-Verteidiger Jérome Boateng. Auch Lewandowski freut sich. „Das wird kein einfaches Spiel für uns. Deutschland ist der große Favorit in der Gruppe.“

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