Van Gaal: Kenne Gegner wie meine „Westentasche“

Amsterdam (dpa) - Das Wiedersehen fällt kleiner aus als erhofft, dennoch ist die Vorfreude bei Louis van Gaal auf die Partie gegen Deutschland groß. „Es ist schon etwas Besonderes, wenn man Spieler zum Gegner hat, die man wie seine Westentasche kennt“, sagte der niederländische Bondscoach.

Nach den Absagen der Münchner Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Jerome Boateng stehen in Philipp Lahm und Thomas Müller für die Freundschaftsbegegnung in Amsterdam aber nur noch zwei ehemalige Schützlinge van Gaals im Kader der Deutschen. Während der Termin für dieses Prestigeduell in der Bundesliga äußerst kritisch gesehen wird, ist van Gaal rundum glücklich über die Chance, sich mit „den starken Deutschen“ zu messen. „Ich bin dem Verband sehr dankbar dafür. Nach diesem Spiel wissen wir, wo wir stehen“, meinte der 61-Jährige, der von 2009 bis März 2011 beim deutschen Rekordmeister tätig war.

Nach seiner Entlassung in München hatte sich van Gaal erst einmal zurückgezogen, auch um die Wunden der Trennung verheilen zu lassen. Eigentlich hatte er danach als Generaldirektor bei seinem Heimatclub Ajax Amsterdam auf die große Fußball-Bühne zurückkehren wollen. Allerdings verhinderte Hollands Fußball-Ikone Johan Cruyff ein solches Engagement.

Dem Selbstvertrauen van Gaals haben diese Rückschläge nichts anhaben können. Auf die Frage, ob es einen besseren Coach gebe als ihn, antwortete der Niederländer am Sonntagabend in der „Sportschau“: „Einen besseren Trainer als mich zu finden ist schwierig.“ Bundestrainer Joachim Löw ist es nach Auffassung van Gaals definitiv nicht. „Er hat noch nicht viel gewonnen. Ein Trainer muss viel gewinnen, um legendär zu sein.“

Dass der Königliche Niederländische Fußballverband (KNVB) ihn nach dem blamablen Abschneiden bei der Europameisterschaft und dem anschließenden Rücktritt von Bert van Marwijk als neuen Bondscoach präsentierte, kam schon etwas überraschend. Zumal van Gaal während seiner ersten Amtszeit als niederländischer Nationaltrainer 2002 das Kunststück gelungen war, sich trotz vieler Stars nicht für die Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea zu qualifizieren.

Wer den enorm von sich überzeugten van Gaal kennt, weiß, wie tief der Stachel dieser Schmach bei ihm noch immer sitzt. Voller Tatendrang stürzte sich „der General“ deshalb in seine Arbeit und krempelte das Oranje-Team bereits in den ersten Monaten gewaltig um. Wie schon während seiner Zeit in München versucht van Gaal auch beim Vize-Weltmeister, einige Nachwuchsspieler wie die beiden Rotterdamer Daryl Janmaat und Bruno Martins Indi oder Ricardo van Rhijn von Ajax Amsterdam zu integrieren.

„Ich finde, dass wir auf dem richtigen Weg sind, auch wenn die Phase der Experimente noch andauert“, lobte Hamburgs Mittelfeldstar Rafael van der Vaart die bisherige Arbeit van Gaals. Der 29-Jährige bekam zu Beginn die harte Gangart des Trainers ebenfalls zu spüren, als er für den Start der WM-Qualifikation nicht nominiert wurde, weil der Wechsel zum HSV noch nicht perfekt war.

Inzwischen aber zählt van der Vaart ebenso wieder zum festen Kern wie die Bundesliga-Profis Arjen Robben (Bayern München), Klaas-Jan Huntelar und Ibrahim Afellay. Fehlen werden im dritten Duell mit Deutschland innerhalb eines Jahres allerdings der verletzte Spielmacher Wesley Sneijder und Stürmerstar Robin van Persie, weshalb van Gaal trotz vier Siegen in der WM-Qualifikation die Favoritenbürde den Deutschen zuschiebt. „Sie sind als Mannschaft weiter als wir.“

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