Löw: Duelle gegen kleine Länder diskutabel

Berlin (dpa) - Joachim Löw mag am liebsten die ganz großen Duelle. Die Niederlande, Brasilien oder Italien sind dem Bundestrainer als Kontrahenten besonders recht. Spiele gegen kleine Fußball-Nationen passen nicht ins Löw-Konzept.

Kurz vor dem Doppelspieltag in der WM-Qualifikation gegen Kasachstan hat sich der DFB-Chefcoach für eine seit langem diskutierte Reduzierung der David-gegen-Goliath-Duelle ausgesprochen. „Der Terminkalender ist übervoll, da wäre Abhilfe nötig. Ob es aus sportlicher Sicht Sinn macht, zweimal gegen Länder wie Kasachstan, Andorra, San Marino oder die Färöer anzutreten, darüber kann man schon diskutieren“, sagte Löw dem „Kicker“.

Die deutsche Nationalmannschaft spielt am Freitag in Astana gegen die Kasachen, vier Tage später steht das Rückspiel in Nürnberg an. In der vom DFB-Team angeführten Qualifikationsgruppe C sind neben Schweden, Irland und Österreich auch noch die Färöer als krasser Außenseiter deutscher Gegner. Die Debatte um die oft ungleichen Duelle ist nicht neu. Auch vor dem ersten Färöer-Spiel (3:0) im September 2012 zum Qualifikationsauftakt für die WM 2014 wurde das Thema reflexhaft erörtert.

Löw griff nun die alte Idee auf, dass bei künftigen WM- und EM-Ausscheidungsrunden der Modus geändert wird. „Ich persönlich bin für die Einführung einer Vorqualifikation“, sagte er. Diese Idee wurde schon diskutiert, als Franz Beckenbauer in den 80er Jahren DFB-Teamchef war. Auch dem „Kaiser“ waren Reisen nach Albanien oder Malta ein Gräuel. Unterstützung würde eine Abschaffung auch bei den Bundesliga-Clubs finden. Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist ein Befürworter. Sportlich bringen Partien gegen drittklassige Kontrahenten die Bundesliga-Stars nicht weiter und die Reisen - wie jetzt nach Kasachstan mit fünf Stunden Zeitverschiebung oder auf die Färöer im Nordatlantik - sind oft strapaziös.

Eine Extra-Runde für sogenannte Fußball-Zwerge wird es nach Einschätzung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach aber auch in Zukunft nicht geben. „Das wird sicherlich nicht kommen“, sagte er kürzlich bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Sportpolitische Gründe sprechen massiv dagegen. Denn diese Maßnahme wäre in den betroffenen Ländern höchst unpopulär und würde UEFA-Präsident Michel Platini in Erklärungsnot bringen. Der Franzose macht sich immer wieder für eine Besserstellung kleinere Fußball-Länder stark, gerade diese hievten ihn 2007 einst ins Amt und profitieren sportlich und finanziell von den Vergleichen gegen große Nationen.

Zumindest für die nächste EM 2016 ist keine Veränderung in Sicht, obwohl die UEFA noch immer kein Qualifikationsformat festgelegt hat. Der Kontinentalverband steckt nämlich in einem Dilemma. Nach der Aufstockung von 16 auf 24 EM-Teilnehmer werden sich 23 von 52 Ländern qualifizieren. Frankreich ist als Gastgeber gesetzt. Wahrscheinlich ist eine Einteilung nach bisherigem Stand mit fünf oder sechs Teams pro Gruppe. Dann würden sich allerdings auch die meisten Gruppendritten für die EM qualifizieren und sportliche Langeweile drohen. Und: Ein oder gar zwei kleine Fußball-Länder wären wieder sicher in jeder Gruppe dabei.

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