Grippe: Klose muss Rekordjagd verschieben

Amsterdam (dpa) - In der Amsterdam Arena wollte Miroslav Klose Fußball-Geschichte schreiben - ein Infekt machte dem Angreifer aber einen Strich durch die Rechnung.

Im Länderspiel gegen die Niederlande am Mittwoch hätte der deutsche Nationalstürmer mit dem legendären Gerd Müller gleichziehen oder dessen Rekord von 68 Länderspieltoren sogar überbieten können. Daraus wird nichts: Der Routinier musste seine Teilnahme an dem Testmatch wegen einer Grippe absagen. Dabei war Joachim Löw nach Rom geflogen, um den Lazio-Star höchstpersönlich für das Prestigeduell gegen „Oranje“ abzuholen.

Gemeinsam mit seinem wertvollsten Stürmer wollte der Bundestrainer nach Amsterdam fliegen. Und der Sonntag hatte noch erfreulich begonnen: Vor den Augen Löws bot Klose im Derby gegen den AS Rom eine Gala-Vorstellung. Der 34-Jährige schoss sich mit seinem siebten Liga-Tor als gefeierter „Derby-Held“ endgültig in die Herzen der Lazio-Fans.

In der deutschen Auswahl kann er nun erst am 6. März beim Freundschaftsspiel in Paris gegen Frankreich oder Ende März in der WM-Qualifikation gegen Kasachstan die Tor-Bestmarke angreifen.

Seit elf Jahren trägt der gebürtige Pole das DFB-Trikot. In 127 Länderspielen traf er 67 Mal. In der ewigen Torjägerliste der Weltmeisterschaften hat er Gerd Müller schon eingeholt. Mit 14 Treffern liegt er gemeinsam mit dem „Bomber der Nation“ auf Rang zwei. Auch hier trennt ihn nur noch ein Tor von Rekordhalter Ronaldo, den er bei der WM 2014 in Brasilien übertrumpfen will.

Müllers 68-Treffer-Rekord scheint nur eine Frage der Zeit für Klose, erst recht nach Auftritten wie am Sonntag im Stadtduell. Seine Klasseleistung spielte der bescheidene Fußballer gleich wieder herunter: „Mein Tor interessiert mich gar nicht so. Wichtig war der Sieg, weil er für uns Spieler, den Club und unsere einzigartigen Fans so viel bedeutet“, sagte Klose. „Der Mann aus Eis ist aufgetaut“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ in ihrer Lobeshymne auf den „Derby-Mann“. Nie zuvor habe der 34-Jährige in Rom so gejubelt, wie beim 3:2-Sieg über den Lokalrivalen.

Kloses Treffer zum 2:1 war sicher vorentscheidend, für die „Gazzetta“ war er gar der Schlüssel zum Sieg und Klose Lazios Erfolgsgarant. Tatsächlich kam mit Kloses Wechsel im Sommer 2011 der Erfolg zu Lazio zurück. Fünf Derbys nacheinander hatte der Club davor verloren. Seit Klose da ist, hat Lazio alle gewonnen.

Immer hatte der erfolgreichste Torjäger des Teams entscheidenden Anteil am Erfolg: Vor einem Jahr schoss er Lazio in der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg über den AS Rom, beim 2:1 im Rückspiel holte er den entscheidenden Elfmeter heraus und am Sonntag traf er wieder. „Mit einem Klose vorne drin wird alles leichter“, schrieb die „Gazzetta“.

Dabei wäre Lazios wichtigster Mann wegen seiner Grippe schon gegen die Roma fast nicht dabei gewesen. „Ich hatte ein bisschen Fieber vor dem Derby“, verriet Klose. Dass sein Team trotz strömenden Regens und des Gegentores nach nur neun Minuten zurückkam, machte ihn stolz: „Auf dem tiefen Rasen und nach dem Rückstand war das nicht leicht“, sagte er.

Lazio-Trainer Vladimir Petkovic war überglücklich über den Sieg, lobte „Grande Klose“ und verabschiedete seinen verlässlichsten Vollstrecker mit den besten Wünschen zur Rekordjagd nach Holland. Das die dann doch ausfiel, erspart Italiens Sportzeitungen zumindest die Arbeit auf der Suche nach neuen Superlativen: „Super-Klose“, „Bomber“, „Wunder-Miro“, „Killer“ und „Naturgewalt“ hatten sie schon.

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