Götze kein Strafraum-Ungeheuer - Fachkräfte gefragt

Amsterdam (dpa) - Im Umkreis der holländischen Abwehrkanten kam sich Mario Götze schon verloren vor. Der Fachkräftemangel im Angriff hatte Bundestrainer Joachim Löw beim Test gegen die Niederlande zum schon länger erdachten Experiment mit dem Dortmunder Techniker als verkappter Sturmspitze bewogen.

„Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig“, meinte Götze nach dem 0:0 in Amsterdam. Zum Strafraum-Ungeheuer taugt der 1,76 Meter große Offensivmann nicht. „Ich habe es in der Jugend ein paar Mal gespielt“, berichtete er. Ein echter Neuner wird Götze in seinem Fußballerleben nicht mehr, eine Umschulung beabsichtigt er nicht: „In Dortmund spiele ich die Zehn. Und natürlich fühle ich mich da ein bisschen wohler.“

Ganz ohne Fachkräfte wird es im Land der Mittelstürmer von Uwe Seeler und Gerd Müller über Jürgen Klinsmann und Rudi Völler bis hin zu den aktuellen Torjägern Miroslav Klose und Mario Gomez auch in Zukunft nicht gehen. „Knipser wie Klose und Gomez braucht man im Team“, resümierte der Schalke Lewis Holtby nach der Nullnummer.

Nach der kurzfristigen Absage des erkrankten Klose hatte Löw kurzerhand aus der Not eine Tugend gemacht. Er testete im letzten Länderspiel des Jahres das spanische System ohne Mittelstürmer. Und der Bundestrainer entschied sich dabei überraschend für Götze und nicht für dessen BVB-Kollegen Marco Reus oder Bayern-Profi Thomas Müller. „Den Gedanken hatte ich schon, der ist mir nicht heute Nacht eingefallen“, sagte Löw zur Wahl von Götze.

Der Chefcoach wollte drei Mann in vorderer Linie, „die sich in den Positionen bewegen“. Götze sei aus dem Trio mit Reus und Müller derjenige, „der mit dem Rücken zum Tor am besten spielen kann. Weil Reus und Müller mit dem Gesicht zum Tor besser sind“, so Löw.

Am Anfang tummelte sich Götze noch häufiger im Strafraum. Der 20-Jährige hatte sogar die erste gute Torchance in der 21. Minute, als John Heitinga seine Schussversuche zweimal abblocken konnte. Im Lauf des Spiels wich Götze immer mehr auch auf den Flügel, ließ sich zurückfallen und interpretierte die Position mehr als „hängende Spitze“, wie er selbst analysierte.

Neben Löw mochte auch Per Mertesacker das Experiment nicht als misslungen bewerten. „Wir hatten vier ganz gute Chancen mit den quirligen Spielern“, zählte er auf: „Das hat auch für Unruhe gesorgt“, stellte der Innenverteidiger nach der Premiere fest.

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