Nationalmannschaft DFB-Team: So funktioniert das System Löw

Den Bundestrainer schert die öffentliche Meinung wenig. Er geht seinen Weg mit dem Personal, das er für qualifiziert hält.

Hat seine Spieler im Blick - Bundestrainer Joachim Löw (r.) beim WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan.

Hat seine Spieler im Blick - Bundestrainer Joachim Löw (r.) beim WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan.

Foto: Marius Becker/dpa

Bielefeld. Den Bundestrainer schert die öffentliche Meinung wenig. Er geht seinen Weg mit dem Personal, das er für qualifiziert hält. Nun also André Schürrle. Ein Spieler jenseits seiner Leistungsfähigkeit im Verein, dennoch fester Mannschaftsbestandteil beim Weltmeister. Vermeintlich überraschend war Schürrles Startelf-Nominierung beim WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan, für Bundestrainer Joachim Löw allerdings war er nur logisch. Zwei Tore bekam der Coach zur Belohnung.

Löws Erfolgsrezept ist so einfach wie beachtlich — und vor allem die Konsequenz, mit der er seine Maxime umsetzt: „Wenn ich von der Grundqualität eines Spielers überzeugt bin, werde ich ihm in schwierigen Situationen immer helfen.“ Löw hat sich längst unabhängig gemacht von den Umständen und Abläufen seiner Kaderspieler in deren Vereinen. Seine Personalauswahl folgt immer dem großen Ganzen, nie der Stimmung.

„Am Ende ist alles bei uns in der Mission, die wir angehen, auf eine Vision ausgerichtet, das ist die WM 2018. Den WM-Titel zu gewinnen, das ist mein und unser aller Ziel.“ Da kann Borussia Dortmunds Trainer Thomas Tuchel den Herrn Schürrle so oft und lange auf die Bank setzen, wie es ihm beliebt. „Natürlich tut das Vertrauen gut, sehr gut. Und ich kann es auch zurückzahlen. Das war eine gute Woche“, sagte Schürrle nach der Doppelveranstaltung in Dortmund gegen England (1:0) und nun in Baku gegen Aserbaidschan. Gleiches gilt für Löws ersten Rechtsverteidiger, den Münchner Joshua Kimmich. Bei den Bayern noch hinter dem abschiedstourenden Kapitän Philipp Lahm und dessen Platzhalter Rafinha die Nummer drei hinten rechts, im defensiven Mittelfeld noch nicht auf hierarchischer Ebene mit Xabi Alonso oder Arturo Vidal. Und nun zwei Spiele über 90 Minuten innerhalb von vier Tagen. „Es war für mich jetzt wichtig, wieder in den Rhythmus zu kommen“, sagte Kimmich. Zwei Spiele über die volle Distanz sind für den gerade einmal 22-Jährigen bei Carlo Ancelotti derzeit undenkbar. Der stützende Zuspruch Löws ist dabei im Grunde eine seiner alten Angewohnheiten. Dem Hoffenheimer Sebastian Rudy etwa gestand Löw seit Mai 2014 bisher 14 Länderspiele zu, obwohl der Defensiv-Allrounder bei der TSG Hoffenheim weitgehend unter dem Radar durchfliegt. Erst jetzt ist der große FC Bayern auf den Trichter gekommen, Rudy zu verpflichten.

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