DFB-Chef warnt: Zu wenig Fußballer in Nachwuchsteams

Frankfurt/Main (dpa) - Kurz vor der erwarteten Bestätigung im Amt hat DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ein sozialpolitisches Thema besetzt und vor gravierenden Problemen im Jugendfußball gewarnt.

„Wir stehen vor großen demografischen Herausforderungen, das sehen wir bei den Zahlen der aktiven Fußballer. Wir müssen an der Basis für Jungen und Mädchen werben wie nie zuvor. Wir haben beispielsweise bei den zehn- bis 14-Jährigen 4000 Mannschaften weniger als im Jahr zuvor“, sagte Niersbach vor dem DFB-Bundestag am Donnerstag und Freitag in Nürnberg - bei dem als wichtigstem Tagesordnungspunkt die Wiederwahl des 62-Jährigen für die kommenden drei Jahre zum Verbandschef ansteht.

Niersbach kümmert sich damit plakativ um Belange jenseits der schlagzeilenträchtigen Welt der Nationalmannschaft. Das dürfte ihm im Verband Pluspunkte bringen. Den früheren Generalsekretär begleiten seit seiner Kür zum DFB-Chef im März 2012 nämlich kritische Töne, dass er sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Theo Zwanziger zu sehr um den Profisport und zu wenig um den Amateurfußball kümmere.

Diesem Eindruck will der ehemalige Journalist nachdrücklich entgegentreten. „Ich kann keine offene Flanke erkennen, sportlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch steht der DFB gut da“, sagte Niersbach und betonte: „Alle Projekte sind weitergeführt worden, nichts ist liegen geblieben.“

Nun kommt noch eine weitere Aktion hinzu. Mit einer 2,5 Millionen Euro teuren Imagekampagne will der Deutsche Fußball-Bund dem schlechten Trend im Jugendfußball entgegenwirken. „Wir wollen den Amateurfußball und das Ehrenamt stärken“, sagte Niersbach. Das Projekt soll in Nürnberg präsentiert werden, ebenso wie eine Online-Vereinsberatung. Das Internet will der DFB künftig zur Hilfe für Hobbysportler an der Fußball-Basis mehr einsetzen. „Wir müssen die digitale Welt so nutzen, dass wir die Jugendlichen dort erreichen, sie in der realen Welt aber auch noch Fußball spielen wollen“, sagte Niersbach.

Und offenbar nicht nur den Jugendfußball. Der scheidende DFB-Vizepräsident Karl Rothmund sieht Handlungsbedarf auch bei den Erwachsenen. „Vereine in der Fläche sind in der Regel 300 Mitglieder groß. Da wird es oft schwer, in allen Mannschaften elf oder zwölf Spieler zusammenzukriegen. Deshalb müssen wir stärker auf 7er- oder 9er-Teams setzen, auch im Herrenbereich“, sagte Rothmund im gemeinsamen Interview des Madsack-Verlages für die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ und die „Neue Presse“.

Der DFB steht vor der bizarren Situation, dass seine Gesamtmitgliederzahlen durch den Boom bei den Bundesligisten auf das Rekordniveau von 6 822 233 Mitglieder (+ 22 105) gestiegen sind. Die Zahl der Vereine sich aber auf 25 456 Club (- 185) verringerte. Die Zahl der gemeldeten Teams verringerte sich gar um 2,33 Prozent auf 165 229 - vor allem eben im Juniorenbereich.

Wie beim DFB-Bundestag in Essen 2010 beschlossen wird der DFB in Nürnberg auch einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen, wie es große Wirtschafts-Unternehmen tun müssen. In dem fast 100-seitigen Prospekt wird laut Niersbach das „breite gesellschaftliche und soziale Engagement“ des Verbandes beschrieben.

Neben der Präsidentwahl stehen in Nürnberg einige andere Personalien an. Beim Festakt am Donnerstag wird Birgit Prinz zur Ehrenspielführerin ernannt. Franz Beckenbauer, Schatzmeister Horst R. Schmidt, Chef-Justiziar Götz Eilers und Walter Hützen werden zu Ehrenmitgliedern erklärt. Am folgenden Sitzungstag scheiden Schmidt, Rothmund, Rolf Hocke und Hermann Korfmacher aus dem Präsidium aus. Als Nachrücker stehen Reinhard Grindel, Eugen Gehlenborg, Ronny Zimmermann und Peter Frymuth zur Wahl. Rainer Koch soll zum 1. Vizepräsidenten aufrücken.

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