Adrion in der Zwickmühle - Rücktritt kein Thema

Tel Aviv (dpa) - Rainer Adrion steckt nach dem vorzeitigen Scheitern von Deutschlands Junioren in der Zwickmühle. Der DFB-Coach wusste schon vor der U-21-Europameisterschaft, dass es ohne einige der besten Spieler des Jahrgangs verdammt schwer werden würde, gegen die starke Konkurrenz zu bestehen.

„Man weiß, dass dieses Turnier auf Top-Niveau abläuft und die Qualität der Spieler enorm hoch ist. Das muss man berücksichtigen, wenn man erfolgreich spielen will“, sagte der DFB-Coach, der auf der anderen Seite aber auch die Philosophie von Joachim Löw vertreten musste. Der Bundestrainer wollte die besten Spieler des Jahrgangs, die schon im A-Team gespielt haben, im Hinblick auf die WM 2014 nicht wieder zur U 21 schicken.

Andere Teams wie Spanien und die Niederlande haben ihre besten Nachwuchsspieler nach Israel geschickt und werden mit dieser Maßnahme auch Erfolg haben. Schließlich musste auch Adrion zugeben: „Junge Spieler bringt weiter, wenn sie sich mit den Besten messen. Da ist so ein Turnier ein Highlight. Da kann man als junger Spieler mehr mitnehmen.“ Mehr mitnehmen als zum Beispiel auf einer Länderspielreise in die USA mit dem A-Team und zwei Testspielen.

Die junge deutsche Elf war in den beiden ersten Turnierspielen mehr oder weniger überfordert gegen die qualitativ bestens besetzten Gegner. Das wäre nicht nötig gewesen. Mit Spielern wie Julian Draxler, Ilkay Gündogan, André Schürrle und Mario Götze oder Toni Kroos, die allerdings beide verletzt sind oder waren, hätte die DFB-Elf eine sehr gute Rolle spielen können bei der EM - wie 2009 beim Titelgewinn in Schweden, als Trainer Horst Hrubesch die besten Jungprofis dabei hatte.

Vielleicht hätte Adrion darauf drängen sollen, die Mannschaft zu verstärken. Zudem hat er in Maximilian Beister (5 Treffer) und Alexander Esswein (4) zwei der besten Torschützen in der Qualifikation nicht nominiert. In der Offensive haperte es bei der Endrunde. Sicherlich hätte man bei dieser starken Konkurrenz auch nicht von Beginn an unter diesen Umständen den EM-Titel als klares Ziel angeben dürfen. „Ich würde diese Entscheidungen immer wieder treffen. Natürlich weiß man im Nachhinein, dass einige Einschätzungen nicht ganz erreicht wurden“, sagte der Coach.

Adrion ist jetzt vier Jahre im Amt. Er hat 2011 die Endrunde verpasst und ist diesmal bei der EM vorzeitig gescheitert. An einen Rücktritt denkt der Stuttgarter nicht. Die Unterstützung des Verbandes hat er ohnehin, sein Vertrag wurde gerade verlängert.

„Natürlich ist der Trainer verantwortlich, aber man muss das nicht nur am Ergebnis messen. Mit ein bisschen Wohlwollen kann man das nicht als totales Scheitern betrachten. Ich habe noch einen Vertrag bis 2014 und den Auftrag, die neue Mannschaft vorzubereiten. Das möchte ich gerne machen“, sagte der Coach. Seine vage Hoffnung: „Vielleicht bleiben in der neuen U 21 alle Spieler komplett zusammen.“

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