Nach Dzeko-Transfer: Keine Alibis für VfL-Profis

Marbella (dpa) - Pünktlich zum einjährigen Dienstjubiläum hat Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß vom Krankenbett aus den Rekord-Transfer der Fußball-Bundesliga abgewickelt. Torjäger Edin Dzeko wechselt endgültig für ein Gesamtpaket von gut 35 Millionen Euro zu Manchester City.

Nach einer zermürbenden Hängepartie und zähem Ringen um Ratenzahlungen bestätigte der VfL den Weggang seines Top-Stürmers. Statt gegen Bayern München geht es für den 24-jährigen Angreifer am 15. Januar in der Premier League gegen die Wolverhampton Wanderers.

Offen ist, ob die Wolfsburger bis zum brisanten Rückrunden-Auftakt gegen den Meister einen Ersatz für ihren bisherigen Kapitän verpflichten werden. Geld ist ja vorhanden. „Wir werden nur das machen, was notwendig ist, um in der Rückrunde vernünftig aufgestellt zu sein“, erklärte Hoeneß. Eine Einkaufstour im großen Stil wie im vorigen Sommer, als Diego, Simon Kjær und Mario Mandzukic für mehr als 30 Millionen geholt wurden, soll es im Winter nicht geben.

Hoeneß plant einen Umbau im Sommer, mit der derzeitigen Mannschaft sei kein dauerhafter Erfolg möglich. Er hatte sein Amt in Wolfsburg am 15. Januar 2010 angetreten. Damals überwinterte der VfL als amtierender Meister auf Platz acht. Ein knappes Jahr später fällt die sportliche Bilanz ernüchternd aus. Trotz der teuren Zugänge und der Verpflichtung des englischen Trainers Steve McClaren dümpeln die „Wölfe“ als 13. am Rande der Abstiegszone herum. Ohne Dzeko droht die Gefahr eines weiteren Abrutschens, zumal nach den Bayern mit dem FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund zwei weitere harte Brocken warten.

„Das wissen wir alles selbst. Wir haben das genau abgewogen“, versicherte der VfL-Manager. Von einem sportlichen Risiko will er nichts wissen. Auch McClaren sieht in dem Rekord-Transfer - bislang galt der Wechsel von Mario Gomez vom VfB Stuttgart nach München 2009 für 30 Millionen Euro als Bestmarke - eine Chance für das Team. „Ein größeres Signal, als deinen Kapitän und besten Torschützen zu verkaufen, gibt es nicht. Entscheidend ist jetzt, wie wir damit umgehen“, sagte der VfL-Coach. Die Spieler könnten sich jetzt nicht mehr hinter Dzeko verstecken. „Es gibt keine Ausreden und keine Alibis mehr.“

In das gleiche Horn stießen die VfL-Profis, von denen sich Dzeko bereits im Trainingslager in Marbella verabschiedet hatte. „Wir können den Verlust als Mannschaft kompensieren. Denn unser Spiel war doch schon sehr auf Edin zugeschnitten“, sagte Nationalspieler Marcel Schäfer. Mit einem Seitenhieb auf Dzeko, der seit 2009 zu einem europäischen Top-Team wechseln wollte, fügte Schäfer hinzu: „Es ist sicherlich für eine Mannschaft immer auch schwierig, wenn einer nicht zu 100 Prozent bleiben möchte.“

Der Bundesliga-Torschützenkönig der vorigen Saison unterzeichnete bei ManCity einen Vertrag bis 2015 und erhält die Rückennummer 10. „Jetzt sind die Spekulationen vorbei und ich will einfach nur mein Bestes geben. Ich freue mich, bei einem so großen Club mit solch großen Ambitionen zu sein“, erklärte Dzeko, der 2007 für knapp vier Millionen Euro nach Wolfsburg gekommen war und 66 Tore in 111 Bundesligaspielen erzielte.

Seine neue Mannschaft liegt in der Premier League nur zwei Punkte hinter dem Stadtrivalen und Tabellenführer Manchester United. Die ambitionierten „Citizens“ hatten bereits Top-Spieler wie Carlos Tevez sowie Nigel de Jong und Jerome Boateng vom Hamburger SV eingekauft. Der deutsche Nationalspieler freut sich auf Dzeko. „Er hat alles. Er ist ein sehr guter Angreifer“, sagte Boateng.

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