Milan-Krise: Auszeit vor dem Duell mit Kloses Römern

Mailand (dpa) - Keine Tore, wenig Punkte, leere Ränge und viel Ärger - der AC Mailand rutscht immer tiefer in die Krise. Nach der 0:1-Pleite im Stadtderby gegen Inter braucht der italienische Vize-Meister dringend eine Auszeit.

Vor dem schweren Auswärtsspiel bei Miroslav Kloses Club Lazio Rom kommt dem taumelnden Titelanwärter die Länderspielpause am Wochenende gerade recht. „Milan liegt in Scherben“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. Trotz Überzahl musste sich Silvio Berlusconis Club dem bislang auch nicht gerade brillanten Lokalrivalen geschlagen geben. Mit sieben Punkten nach sieben Spielen rangiert Milan nur auf dem elften Tabellenplatz. Der Rückstand auf Titelverteidiger und Spitzenreiter Juventus Turin beträgt bereits 12 Punkte - ein Debakel für die erfolgsverwöhnten Mailänder.

Noch nie sind sie so schlecht in eine Serie A-Saison gestartet. Bei drei Heimniederlagen schoss Milan kein einziges Tor. Die Abwehr schläft, das Mittelfeld ist ideenlos, der Angriff harmlos. Trainer Massimiliano Allegri gerät immer mehr in Bedrängnis, auch wenn ihn Milans Vize-Präsident Adriano Galliani weiterhin in Schutz nimmt. „Allegri steht nicht zur Diskussion“, betont Galliani immer wieder. „Er wird Lösungen finden. Milan hat das Zeug zur Nummer eins„, erklärte Galliani.

Fans und Medien glauben ihm aber immer weniger. Fast täglich werden neue Trainernamen gehandelt. Zuletzt brachte die „Repubblica“ wieder den früheren Barcelona-Coach Josep Guardiola ins Gespräch. Milan-Boss Berlusconi wolle ihn zur nächsten Saison holen und habe ihm sechs Millionen Euro pro Jahr geboten. Der Spanier geisterte immer wieder mal als Wunschtrainer der Mailänder durch die Gazzetten. Ob Milan derzeit aber für Guardiola attraktiv ist? Wohl kaum.

Guardiola ist es gewöhnt, mit Weltstars zu arbeiten. Milan aber hat viele seiner Topspieler gerade erst verkauft, um die leeren Kassen zu füllen: Die Superstars Zlatan Ibrahimovic und Thiago Silva gab man an Paris Saint-Germain ab. Und auch die Routiniers Clarence Seedorf, Mark van Bommel, Alessandro Nesta, Gianluca Zambrotta, Gennaro Gattuso und Filippo Inzaghi sowie Stürmer Antonio Cassano gingen.

Der Aderlass hat Spuren auf dem Platz und auf den Tribünen hinterlassen. Die enttäuschten Fans wenden sich ab. Noch nie hat Milan in der Ära von Club-Besitzer Silvio Berlusconi so wenig Dauerkarten verkauft wie in dieser Saison. Im Vorverkauf waren es nur 23 618, im vorigen Sommer noch 31 233. Gerade in der jetzigen Krise fehlt dem verunsicherten Team die Unterstützung von den Rängen.

Real Madrids Mittelfeldstar Kaká versuchte seinen früheren Teamkollegen deshalb Mut zu machen. „Milan gibt in der Serie A nie auf und in der Champions League ist es ein Geheimfavorit“, sagte der Brasilianer der „Gazzetta dello Sport“. Um den Mittelfeldstrategen hatte sich Milan im Sommer sehr bemüht. Ein Wechsel war jedoch nach wochenlangem Hin und Her gescheitert.

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