Londoner Top-Clubs in der Krise

London (dpa) - Bei Englands Krisen-Clubs FC Arsenal und FC Chelsea entlädt sich der geballte Fan-Frust. Schon vor dem Spiel der Gunners gegen Swansea City hatten einige hundert Mitglieder der Bewegung „Schwarzer Schal“ gegen Arsenals Clubführung demonstriert.

Nach der 0:2-Heimblamage gegen die Waliser „Schwäne“ straften die frustrierten „Gooners“ (so der Spitzname für Arsenal-Fans) dann auch Team und Trainer mit einem langen „Buuuuuuuuuh“ und „Wenger raus“-Rufen ab. Der immer noch sieglose neue Chelsea-Coach Rafael Benítez musste nach der 1:3-Pleite bei West Ham United „Du fliegst morgen früh“-Sprechchöre ertragen. Der Spanier selbst räumte ein, sich schon jetzt seines Jobs „nicht 100-prozentig sicher“ zu sein.

Das zumindest behauptet Arsenals Trainer-Evergreen Arsène Wenger schon. Ob er an einen Rücktritt denke? „Überhaupt nicht. Man macht seine Bewertung am Ende der Saison“, sagte Wenger trotzig. Dabei stürzte sein Team auf Rang zehn ab und legte mit 21 Punkten aus 15 Spielen den schlechtesten Saisonstart in der 16-jähriger Wenger-Ära hin. Die Leistungen sind nicht dazu angetan, Vereinschef Peter Hill-Wood zu einer raschen Genesung zu verhelfen. Der 76-Jährige war am Freitag mit einer Herzattacke ins Krankenhaus gebracht worden.

Die siebeneinhalb titellosen Jahre zehren aber auch an dem 63-jährigen Elsässer Wenger und den Fans, die obendrein meckern, dass der Club mit dem prallen Festgeldkonto so knauserig bei Transfers ist und die größten Stars in schöner Regelmäßigkeit ziehen lässt. Zu der Demo und den „Buh“-Rufen meinte Wenger: „Ich weiß, dass es im Moment viel Unruhe gibt. Aber das ist eine gute Möglichkeit, zusammenzuhalten und zu zeigen, dass wir ein starker Club sind.“

Fest steht aber, dass Arsenal in dieser Saison extrem unbeständig ist. Ein richtiger Mittelstürmer der Marke Klaas-Jan Huntelaar täte dem Team im Januar nur allzu gut. Vor lauter Supertalenten und Edelfüßen scheinen die Charaktere zu fehlen, die in heiklen Situationen voranmarschieren. Das gelang gegen Swansea auch Lukas Podolski nicht, der genesen von seiner leichten Krankheit nach einer unauffälligen Leistung in der 67. Minute ausgewechselt wurde. Der Ex-Kölner ist bisher eher ein Mitläufer, wenn's gut läuft. Der „Sunday Mirror“ spekulierte bereits, Wenger wolle Frank Lampard als Leitwolf nach Nord-London lotsen.

Vorerst sitzt der 34-Jährige noch verletzt bei Champions-League-Sieger Chelsea auf der Tribüne. Benítez hatte aber angedeutet, dass man die Club-Ikone am Saisonende wohl abgibt. Keine geschickte Aussage, wenn man als Ex-Liverpool-Coach ohnehin ein „No Go“ für den eigenen Anhang ist. Auch vom Boulevard wird der Spanier nach eineinhalb Wochen angezählt. Die „Sun“ ätzte: „Es ist offiziell: Rafa ist Romans schlechtester Trainer.“ Das Blatt berief sich darauf, dass Benítez von den neun Coaches unter Clubbesitzer Abramowitsch als einziger keines der ersten drei Spiele gewann.

Seit sieben Liga-Spielen ist Chelsea ohne Dreier - das gab's zuletzt 1995. Zwar sind die Blues noch Dritter, mit 26 Punkten aber schon zehn Zähler hinter Manchester United (4:3 beim FC Reading) und sieben hinter Meister Manchester City (1:1 gegen FC Everton).

Benítez scheiterte bisher auch bei seiner Mission, aus Fernando „Torlos“ wieder „El Niño“, die fröhliche Tormaschine Torres, zu machen. Immerhin gab Torres die Vorlage zu Juan Matas 1:0-Führung und war erstmals seit elf Stunden und zwei Minuten wieder direkt an einem Tor beteiligt, wie die „Sunday Times“ errechnete. Das entscheidende Champions-League-Gruppenspiel am Mittwoch gegen den FC Nordsjaelland könnte für Benítez schon zum Schicksalsspiel werden.

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