„Finito“: Inter schickt Trainer Benitez heim

Mailand (dpa) - José Mourinhos Fußstapfen waren einfach zu groß. Nach nur sechs Monaten zwang Inter Mailand seinen glücklosen Trainer Rafael Benitez zur Aufgabe.

Der Sieger der Fußball-Champions-League einigte sich mit dem Spanier auf die Aufhebung seines mit acht Millionen Euro dotierten Zweijahresvertrags. „Dieses Ende tut mir leid, aber der Bruch war jetzt unvermeidbar“, erklärte Inter- Präsident Massimo Moratti.

Nach zweitägigen Scheidungsverhandlungen verhinderte der Nachfolger des zu Real Madrid gewechselten Mourinho einen unrühmlichen Rauswurf und machte gegen eine Abfindung von drei Millionen Euro vermutlich Platz für Leonardo. Nach einhelliger Meinung der italienischen Medien soll ausgerechnet der Ex-Coach des Lokalrivalen AC Mailand die abgestürzte Inter-Mannschaft wieder in die Spitze zurückführen.

Der bei Milan nicht sonderlich erfolgreiche Brasilianer wirkt allerdings wie eine Notlösung, da mitten in der Saison kein Großer der Trainergilde verfügbar ist. Wie aber soll der relativ unerfahrene Leonardo schaffen, woran ein Großkaliber wie Benitez gescheitert ist, fragen sich die „Tifosi“ in Mailand.

Nach dem historischen Triple-Gewinn stand der vom FC Liverpool gekommene Benitez unter enormen Erfolgsdruck. Auch wenn Inter dem 50- Jährigen zum Abschied für den Gewinn des italienischen Supercups und der Club-Weltmeisterschaft dankte, war sein Kurzgastspiel dennoch eine Pleite. In der Serie A jahrelang schier unbesiegbar, stürzte der Titelverteidiger innerhalb weniger Wochen ab. Mit 13 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Milan erscheint die Titelverteidigung für den Tabellensiebten utopisch. Auch in der Champions League konnten die Mailänder nie überzeugen, stehen aber zumindest im Achtelfinale, in dem sie in der Neuauflage des Vorjahresfinals Mitte März auf Bayern München treffen.

Nach der langen Saison und der WM in Südafrika sind Inters Stars mental und physisch ausgelaugt. Der im Vergleich zu seinem exzentrischen Vorgänger eher blasse Benitez entschuldigte blamable Niederlagen immer wieder mit Konzentrationsschwächen und der Verletzungsmisere seiner Spieler, suchte die Schuld aber nie bei sich selbst. Endgültig zum Verhängnis wurde ihm die indirekte Kritik an Club-Chef Moratti. „Inter braucht neue Spieler“, forderte Benitez vom ersten Tag an, während der Patron meinte: „Wir müssen auch so gewinnen.“

Als Benitez nach der Club-WM in Abu Dhabi vor der Presse auch klagte, dass ihm der Club „Unterstützung verwehrt“, wurde es Moratti zu bunt. „Das war unangebracht“, zischte der pikierte Öl-Magnat und leitete trotz öffentlicher Dementis die Trennung ein.

Die Scheidung erfolgte in vorweihnachtlichem Frieden. „Ich danke Präsident Moratti, dass er mich im Sommer als Trainer ausgewählt hat“, erklärte Benitez und verabschiedete sich erhobenen Hauptes in Richtung Liverpool, wo seine Familie lebt und sich sein Nachfolger Roy Hogdson bei den „Reds“ bereits mit Spekulationen über ein Benitez-Comeback konfrontiert sieht.

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