Deutscher Jurist: Rücktritt aus FIFA-Ethikkommission

Berlin (dpa) - Mit dem sofortigen Rückzug aus der Ethikkommission hat der ehemalige Bundesgerichtshofs-Präsident Günter Hirsch die Glaubwürdigkeit des Fußball-Weltverbandes FIFA und dessen Präsidenten Joseph Blatter weiter geschwächt.

Hirsch teilte seine Entscheidung in einem Brief dem Kommissions-Vorsitzenden Claudio Sulser kurz vor dem Jahreswechsel mit. In dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, erhob Hirsch Vorwürfe gegen die FIFA im Zusammenhang mit der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 Anfang Dezember.

Von der FIFA war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen. Auf der offiziellen Homepage des Weltverbandes wird Hirsch noch immer als Mitglied der Kommission geführt. Der 67-Jährige schrieb, „dass die Ereignisse der letzten Wochen bei mir den Eindruck erweckt und gefestigt haben, dass die Verantwortlichen der FIFA kein wirkliches Interesse daran haben, eine aktive Rolle bei der Aufklärung, Verfolgung und Vorbeugung von Verstößen gegen das Ethikreglement der FIFA zu spielen“.

Hirsch monierte nicht nur die Grundkonstruktion der Ethikkommission und sieht diese als verfehlt an. Der Jurist kritisierte auch die jüngsten Entscheidungen gegen FIFA-Spitzenfunktionäre im Zusammenhang mit möglichen Schmiergeldern bei der Doppel-Vergabe der WM für 2018 (Russland) und 2022 (Katar). Sie würden der Schwere der Verstöße nicht gerecht, befand Hirsch, der mit seiner Entscheidung auch die Position von FIFA-Präsident Blatter weiter schwächen dürfte.

Auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte zuletzt die FIFA scharf kritisiert. Er hatte von einem Skandal gesprochen, wie die Dinge dort abliefen. „Offensichtlich hat heutzutage nur noch eine Bewerbung Erfolg, wenn zusätzlich Zahlungen unter dem Tisch gemacht werden“, meinte Hoeneß und forderte Blatter auf, sich selbst auch infrage zu stellen.

Der FIFA-Chef, der sich jüngst erstmals für eine Austragung der WM in Katar in den Wintermonaten aussprach, hatte trotz Dauerkritik aber unlängst bereits jegliche persönliche Konsequenzen ausgeschlossen. „Ich und Rücktritt? Mein Vater würde aus der Ewigkeit zurückkommen und mir die Leviten lesen“, hatte er gesagt.

Hirsch verwies im Zusammenhang mit möglichen Schmiergeldern für FIFA-Funktionäre in seinem Brief an den Blatter-Landsmann Sulser vor allem auf die Grundregel in Artikel 3 des Reglements. Diese besagt, „dass die FIFA-Offiziellen zu integrem Verhalten verpflichtet sind und in keinem Fall ihre Funktion für private Zwecke ausnutzen oder persönliche Vorteile anstreben dürfen“.

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