Der „Schwarze Panther“ Eusébio wird 70

Lissabon (dpa) - Es ist bald 35 Jahre her, dass Eusébio die Stiefel an den Nagel gehängt hat. Am Mittwoch den 25. Januar wird der „Schwarze Panther“ 70. Für viele seiner Landsleute ist der frühere Stürmer aber heute immer noch der beste Fußballer der Geschichte in Portugal.

Noch besser sogar als Weltstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid. „Er war wie von einem anderen Planeten. Ein Außerirdischer“, versicherte etwa der angesehene portugiesische Journalist Pedro Vasco in einem Buch. Die Sportzeitung „Record“ schrieb am Wochenende, Eusébio sei ein „Mythos“, der das Land noch heute „mit Stolz und Freude“ erfülle. An seinem Thron könnten weder Ronaldo noch Figo rütteln, so das Blatt.

Die Kerzen wird Eusébio da Silva Ferreira am Mittwoch in seinem Haus in Lissabon in kleinem Familienkreis auspusten. Noch erholt er sich nämlich von einer beidseitigen Lungenentzündung. Weihnachten hatte er deshalb im Krankenhaus verbringen müssen, nach zwölf Tagen zum Teil auf der Intensivstation war er Silvester entlassen worden. Er wünscht sich für das neue Jahr deshalb Gesundheit, „damit ich Portugal bei der EM vor Ort unterstützen kann“.

Auf dem Feld zeichnete sich der Mann aus Mosambik vor allem durch psychische Stärke, Schnelligkeit und einen starken Schuss aus. „Wenn man Ronaldo und Figo zusammen tut, dann ergibt das Eusébio“, erklärt Journalist Vasco denjenigen, die den langjährigen Profi von Benfica Lissabon nicht haben spielen sehen oder nur aus vergilbten Kurz-Filmen kennen. An die Heldentaten des Stürmers erinnert eine zwei Meter große Bronze-Statue vor Benficas Estadio de Luz in Lissabon.

Geboren wurde Eusébio am 25. Januar 1942 in ärmlichen Verhältnissen in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo in Mosambik. Ein Talentspäher Benficas entdeckte ihn bei Sporting Lourenço Marques, einer Filiale des Erzrivalen Sporting Lissabon. Damit die ungeliebten Konkurrenz ihn nicht noch wegschnappt, wurde der schüchterne junge Mann 1960 in einer Nacht- und Nebelaktion unter dem Falschnamen „Ruth“ nach Lissabon geflogen und vor Vertragsunterzeichnung noch wochenlang versteckt.

Seinen Höhepunkt erlebte Eusébio bei der WM 1966 in England, als er mit neun Treffern Torschützenkönig wurde und Außenseiter Portugal auf den dritten Platz schoss. Damals schaltete die „Selecção“ bei ihrer ersten WM-Teilnahme auch Titelverteidiger Brasilien von König Pelé sensationell aus. Legendär ist aber vor allem das Comeback des Teams im Viertelfinale gegen Nordkorea, als die Portugiesen mit vier Eusébio-Toren aus einem 0:3 noch einen 5:3-Sieg machten.

Noch heute versichert Eusébio, bei der 1:2-Niederlage gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister England sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen. „Unser Verband hat damals das Spiel verkauft“, versicherte er jüngst wieder. Eusébio ging damals unter Tränen vom Platz. Grund zum Weinen hatte er in seiner Karriere aber sonst kaum. In 15 Jahren bei Benfica gewann er elf Meisterschaften, fünfmal den Pokal und ein Mal auch den Europapokal der Landesmeister. Im Finale 1962 in Amsterdam gegen das damals fast unschlagbare Team von Real Madrid schaffte Eusébio mit zwei Toren an der Seite der Sturmkollegen Mario Coluna und José Augusto Torres den internationalen Durchbruch.

Seine Torquote ist aufsehenerregend: Mit der Nationalelf traf der explosive Stürmer in 64 Spielen 41 Mal, im Benfica-Trikot schoss er in 614 Pflichtspielen 638 Tore. Siebenmal wurde er Torschützenkönig in Portugal. 1968 gewann der 1,77-Meter-Mann mit 42 Toren den erstmals vergebenen „Goldenen Schuh“ als bester Torschütze in Europas Ligen. 1973 wiederholte er mit 40 Treffern das Kunststück. 1965 wurde Eusébio außerdem zu Europas Fußballer des Jahres gewählt.

Großen finanziellen Profit schlug Eusébio aus seiner Karriere nicht. Lukrative Angebote aus Italien durfte er nicht annehmen, weil Diktator Salazar Portugals Imageträger nicht verlieren wollte und ein Verkaufs-Verbot aussprach. „Die Leute in Portugal denken, ich sei reich. Ich lache mich tot“, sagte Eusébio jüngst. Trost für den entgangenen Gewinn findet Eusébio auf Reisen. „Die Freude, die ich spüre, wenn Kinder mich in Portugal oder Afrika noch heute bejubeln und umarmen, die ist unbezahlbar“, versichert er.

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