Neuer ÖFB-Coach Debüt von Foda im Schatten der Gedenken an Ernst Happel

Wien (dpa) - Es ist ein besonderer Tag. Wenn die österreichische Fußball-Nationalmannschaft am Dienstagabend auf den zweimaligen Weltmeister Uruguay trifft, jährt sich der Todestag des legendären Trainers Ernst Happel zum 25. Mal.

Neuer ÖFB-Coach: Debüt von Foda im Schatten der Gedenken an Ernst Happel
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Entsprechend wird das Rahmenprogramm auch zu Ehren des einstigen Grantlers und HSV-Erfolgstrainers gestaltet. Das Spiel hat aber auch eine weitere besondere Note, gibt doch der deutsche Coach Franco Foda seinen Einstand als Chefcoach des rot-weiß-roten Teams.

„Ich bin sehr entspannt“, beschreibt Foda seine Gefühle. Gleichwohl gilt das Länderspiel als erster Härtetest auf dem Weg zur Europameisterschaft 2020. Gegner Uruguay hat sich souverän für die Fußball-WM in Russland qualifiziert und ist als 17. der FIFA-Weltrangliste deutlich vor Österreich (39.) platziert. Foda setzt sein Team unter Druck.

Der gebürtige Mainzer weiß, dass ein erfolgreicher Auftritt mit attraktivem Fußball für die nötige Ruhe auch um seine Person sorgen könnte. Zwei Wochen nach seiner Bestellung, die nicht unumstritten war, kann Foda erste Akzente setzen.

Kapitän Julian Baumgartlinger von Bayer Leverkusen hielt sich bei der Pressekonferenz vor dem Spiel mit Vergleichen zu Coach-Vorgänger Marcel Koller zurück. Es könnte noch einige Zeit dauern, bis die eigentliche Foda-Handschrift erkennbar werde. Der größte Unterschied wird wohl in der Spieler-Auswahl liegen. Hier ist Foda bekennender Experimentator. Er werde gegen Uruguay alle sechs möglichen Wechsel machen. „Ich will so viele Spieler wie möglich sehen.“

Hinter Foda und der Mannschaft liegen sieben höchst intensive Tage im Trainingslager. Im spanischen Marbella nutzte Foda die Zeit, seine Ansprüche deutlich zu machen. „Jeder ist hin!“, kommentierte Leverkusens Verteidiger Aleksandar Dragovic die scharfen Übungseinheiten. „Ich bin der Meinung, man kann nur mit Tempo spielen, wenn man mit Tempo trainiert“, meint Foda. Zentraler Punkt war für den 51-Jährigen auch die Vertrauensbildung zwischen Team und Trainer. Mit praktisch jedem Akteur führte Foda Einzelgespräche. „Da ging es nicht nur um fußballspezifische Dinge, sondern ich wollte auch ein bisschen Privates über die Spieler erfahren“, so der Coach.

Als Freund des Pressings und des schnellen Umschaltspiels darf Foda an einem besonderen Tag seine erste Visitenkarte als neuer Nationaltrainer abgeben. Schließlich ist es der 25. Todestag von Ernst Happel, der nach einer glänzenden Trainer-Karriere in seinem letzten Lebensjahr noch die Nationalelf seiner Heimat coachte. Der ÖFB erinnert deshalb an den Mann, der als hoch geachteter kettenrauchender Grantler unter anderem den HSV seine erfolgreichsten Jahre bescherte. Der HSV gewann unter seiner Ägide zweimal die deutsche Meisterschaft (1982, 1983), den DFB-Pokal 1987 und den Europapokal der Landesmeister 1983.

Happel war ein Freund der Improvisation und des Instinkts. „Dieser Beruf verlangt Naturbegabung. Wissenschaftlich kann man ihn nicht erlernen“, meinte Happel. Das war eine andere Ära im Vergleich zu den akribischen Analysen, die aktuell im Fußball dominieren.

Die eigentliche Mannschaft rund um Foda wird sich im März beim nächsten Lehrgang finden. Dann sollen auch wieder die diesmal verletzungsbedingt fehlenden Spieler wie Bayern-Star David Alaba dabei sein. Er habe rund 40 Spieler im Visier, meinte Foda. Oberstes Ziel bleibt die Qualifikation für die Euro 2020 in Europa. Sollte es gegen Uruguay noch nicht mit einem Sieg klappen, hat der Deutsche immerhin einen Trost. Koller startete im November 2011 mit einer 1:2 Niederlage gegen die Ukraine. Es war trotzdem der Startschuss für einen Höhenflug des National-Teams, der erst bei der EM 2016 in Frankreich schmerzlich endete. Und auch Ernst Happel startete einst mit einer 1:2-Niederlage gegen Ungarn sein Engagement auf der ÖFB-Bank.

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