Championship David Wagner lässt Huddersfield träumen

Der deutsche Trainer übernahm den englischen Zweitligisten 2015 im Tabellenkeller. Nun könnte er mit den „Terriers“ sogar den Aufstieg schaffen.

David Wagner könnte am Ender der Saison mit Huddersfield aufsteigen.

David Wagner könnte am Ender der Saison mit Huddersfield aufsteigen.

Foto: Chris Booth

Huddersfield. Die Länderspiel-Pause ist vorbei und damit gehen die nationalen Fußball-Ligen in ihren Saison-Endspurt. Für Huddersfield Town aus der zweiten Liga Englands stehen dabei noch mindestens neun Spiele auf dem Programm. Bis zum 7. Mai — möglicherweise auch erst in der anschließenden Aufstiegsrunde — wird sich entscheiden, ob die „Terriers“ nach 45 Jahren Abwesenheit ins Oberhaus zurückkehren werden. „Das muss unser Ziel sein. Sonst könnten wir morgens auch im Bett bleiben“, sagt Manager Stuart Webber.

Warum an dieser Stelle von Huddersfield Town die Rede ist? Weil der Erfolg des Vereins aus der 160000-Einwohner-Stadt zwischen Manchester und Leeds „Made in Germany“ ist. Nicht weniger als fünf deutsche Spieler stehen im Kader (siehe Zusatzkasten). Und dieser wird dann auch noch vom gebürtigen Frankfurter David Wagner trainiert.

Wagner wechselte im November 2015 von der zweiten Mannschaft Borussia Dortmunds auf die Insel. Er übernahm Huddersfield in der Abstiegszone, schaffte jedoch souverän den Klassenerhalt und steht nun vor einer faustdicken Überraschung. Denn mit Geld ist der englische Meister der Jahre 1924, 1925 sowie 1926 wahrlich nicht gesegnet. Knapp zwölf Millionen Euro beträgt der Spieler-Etat, Tabellenführer Newcastle United wendet bei der Mission Wiederaufstieg 80 Millionen Euro für seinen Kader auf.

„Gute englische Spieler können wir uns nicht leisten. Daher brauchen wir einen Trainer, der für den ausländischen Transfer-Markt offen ist und der Talente sowie Akteure mit einem Karriere-Knick entwickeln kann“, erklärt Manager Webber. Der 32-Jährige betont, dass die Wahl dabei auf Wagner gefallen war, noch bevor dessen enger Freund Jürgen Klopp im Oktober 2015 beim FC Liverpool unterschrieb und dementiert damit die Gerüchte, Klopp hätte seinem Trauzeugen zum Job bei Huddersfield Town verholfen. Webber — bis 2015 Scout der Wolverhampton Wanderers — hatte Wagner schon länger auf dem Radar. „Er hat eine klare Spielidee, und die benötigen wir, um mit unseren Mitteln in dieser Liga konkurrenzfähig zu sein“, sagt der 32-Jährige. Eine Spielidee, die aus Wagners Zeit in Hoffenheim stammt und stark von Ralf Rangnick geprägt worden ist. Viel Ballbesitz, kontrollierter Spiel-aufbau, dynamisch im Angriff und nach Ballverlust konsequent beim Gegenpressing.

Für die meist eher rustikale Gangart in der zweiten englischen Liga ein fast schon revolutionärer Stil, ebenso wie die Aufstockung der wöchentlichen Trainingseinheiten von vier auf sechs. „Am Anfang war das ein Schock für meinen Körper, aber es zahlt sich aus“, sagt Kapitän Mark Hudson, und Christopher Schindler meinte im „kicker“-Interview: „Wir sind eines der fittesten Teams der Liga.“ Zudem ordnete Wagner Team-Building-Maßnahmen zur besseren Integration der zwölf Ausländer aus sieben Nationen an.

„Das war optimal. Jeder ist mit jedem in Kontakt gekommen und musste dabei die englische Sprache anwenden“, sagt Elias Kachunga. Der Rheinländer hat es wie auch der Bayer Michael Hefele durch Einsatz und Leistung bei den Fans inzwischen zu eigenen Gesängen gebracht. Wagners Rezept scheint aufzugehen. Mit einem Nachholspiel in der Hinterhand trennen Huddersfield sechs Punkte von Brighton auf einem direkten Aufstiegsplatz. Die Aufstiegsrunde scheint bei zehn Zählern Vorsprung auf den Siebten Fulham sicher.

Wagner rückt in den Blickpunkt — Arsenal, Dortmund und Leverkusen könnten interessiert sein. Klar, dass der Trainer in den Fokus gerückt ist. Im Winter war Ingolstadt interessiert, Wolfsburg machte ein konkretes Angebot. Wagner schlug aus. „Wäre für uns auch blöd gewesen. Was hier passiert, ist außergewöhnlich“, sagte Schindler. Sollten die Wagner-Festspiele tatsächlich zum großen Coup führen, wird sich der Uefa-Cup-Sieger von 1997 die Premier League nicht nehmen lassen — anderenfalls könnte eine Rückkehr nach Deutschland ebenso zum Thema werden wie ein Wechsel zu Arsenal London. Bei den „Gunners“ will sich Arséne Wenger bald äußern, ob er weiter macht. In Dortmund ist es ein offenes Geheimnis, dass der BVB und Thomas Tuchel eher in einer Vernunft-Ehe als Liebes-Beziehung leben. Dagegen genießt Wagner, der in Huddersfield einen unbefristeten Vertrag mit beidseitiger Ausstiegs-Option besitzt, durch seine Arbeit bei der U23 des BVB (2011 bis 2015) sehr hohe Wertschätzung. Und auch bei Bayer Leverkusen haben sie Tayfun Korkut nicht ohne Hintergedanken zunächst nur als Interims-Lösung präsentiert...

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