Millionenofferten am Fließband China im Kaufrausch: „Absoluter Wahnsinn, was dort abgeht“

Berlin (dpa) - Lukas Podolski könnte der erste prominente deutsche Profi in der Chinese Super League sein. Das Kölner Fußball-Idol soll vor einem Wechsel von Galatasaray Istanbul zu Beijing Guoan stehen.

Millionenofferten am Fließband: China im Kaufrausch: „Absoluter Wahnsinn, was dort abgeht“
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Von einem Jahresgehalt von neun Millionen Euro ist die Rede.

Ein Dementi zum kolportierten Wechsel nach Peking gab es vom Weltmeister nicht. Der 31-Jährige sagte lediglich: „Ich beteilige mich nicht an den Gerüchten und Spekulationen.“

Podolski wäre nur einer von vielen Starspielern, die zum Karriere-Ausklang noch einmal richtig abkassieren könnten. Früher lockten Clubs aus den Arabischen Emiraten Altstars mit Mega- Gehältern. Nun sitzt das Geld bei den Vereinen in China sehr locker. Anders als bei den finanzstarken Wüstenclubs am Persischen Golf ist die chinesische CSL auch bei Profis in den besten Jahren attraktiv.

Oscar wechselte für umgerechnete 60 Millionen Euro vom englischen Tabellen-Führer FC Chelsea zu Shanghai SIPG. So viel wie für den Brasilianer zahlte noch nie ein asiatischer Verein für einen Spieler. Belgiens Nationalspieler Axel Witsel schlug für seinen Wechsel zum chinesischen Aufsteiger Tianjin Quanjian sogar eine Offerte des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin aus. „Der chinesische Markt ist eine Gefahr für alle“, sagte Chelsea-Trainer Antonio Conte.

In der Bundesliga hält sich die Furcht vor den kaufsüchtigen Chinesen indes in Grenzen. „Dieses Land kann perspektivisch der größte Fußballmarkt der Welt werden. Aber dadurch ist der Markt in Deutschland oder Europa nicht verrückt geworden. Die Bundesliga lässt sich von solchen Summen nicht beeinflussen“, sagte Wolfsburgs Trainer Valérien Ismael in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Hertha-Trainer Pal Dardai hält die Bundesliga mit ihrer „einzigartigen Atmosphäre“ für attraktiv genug. „Ich glaube nicht, dass junge, talentierte Spieler nach China gehen - egal was die bezahlen“, sagte der Ungar. „Ich würde nicht nach China gehen, mir reicht hier meine ungarische Salami in der Küche.“

Nach wie vor übt die englische Premier League die größte Anziehungskraft auf die stärksten Spieler der Bundesliga aus. Wie der englische „Independent“ berichtet, sollen der FC Liverpool und Trainer Jürgen Klopp Interesse am 20 Jahre alten Leverkusener Julian Brandt haben. Auch Leipzigs Angreifer Emil Forsberg ist ins Blickfeld der Liverpooler gerückt.

Mit dem Markt in Fernost müsse man sich aber schon befassen, findet Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke: „Jetzt wird dort sehr viel Geld bewegt, auch wenn aus diesem hochpreisigen Markt durch direkte Transfers noch kein Geld in der Bundesliga angekommen ist.“ Für Dortmunds Top-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang geisterte ein Gerücht über ein 150-Millionen-Euro-Angebot von Shanghai SIPG durch die Medien.

In ihrem Kaufrausch sind die Vereine in Fernost bereit, immer wahnwitzigere Summen auf den Tisch zu legen. „Das ist absoluter Wahnsinn, was dort abgeht“, kommentierte Darmstadts neuer Coach Torsten Frings. Shanghai Greenland Shenhua soll dem argentinischen Altstar Carlos Tévez 40 Millionen Euro an Jahresgehalt überweisen. Der frühere Star von Manchester United und Juventus Turin kam von argentinischen Traditionsverein Boca Juniors. Für Cristiano Ronaldo habe ein chinesischer Verein angeblich 300 Millionen Euro Ablöse und ein Jahresgehalt von 100 Millionen Euro geboten.

Mehr als vier Milliarden Yuan (540 Millionen Euro) zahlten chinesische Clubs 2016 für 95 ausländische Spieler, wie Chinas „Volkszeitung“ berichtete. Ein hoch dotierter TV-Vertrag aus dem Jahr 2015 und die Verbindung von Politik und Wirtschaft haben extrem viel Geld in Umlauf gebracht. Unternehmen und Konzerne unterstützen die Clubs der CSL - sehr zur Freude von Staatspräsident Xi Jingping.

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