Chelsea als Lachnummer - Benítez vor dem Aus?

London (dpa) - Swansea City mit Gerhard Tremmel im Tor war einfach eine Nummer zu groß für den Champions-League-Sieger FC Chelsea. Und das an der heimischen Stamford Bridge. Ein klägliches 0:2 (0:1) im Halbfinal-Hinspiel des Ligapokals.

Der nächste Titel scheint futsch und die Fan-Wut auf Interimscoach Rafael Benítez erlebt einen neuen Höhepunkt. „Verpiss dich, Benítez, wir wollen dich hier nicht“, skandierten die Anhanger - und buhten so laut sie konnten. Sie riefen nach den Ex-Erfolgstrainern Roberto Di Matteo und José Mourinho. Derweil redete der „trotzige Benítez“ („Guardian“) den „neuen Tiefpunkt der Rafa-Revolution“ („Daily Mail“) schön.

Der Spanier behauptete: „Ich bin glücklich damit, wie das Team gearbeitet hat. Wenn du dieses Spiel zehnmal so spielst, gewinnst du vielleicht neunmal davon.“ Benítez, der vom Chelsea-Anhang den Spitznamen „FSW - Fat Spanish Waiter“ (Fetter spanischer Kellner) verpasst bekam, steht mit dem Rücken zur Wand. Hat der Wechsel von Di Matteo zu ihm überhaupt irgendetwas Positives bewirkt? Der Club-WM-Titel wurde verpasst und die Leistungen sind völlig schwankend, was auch die Heimbilanz dokumentiert: In sechs Pflichtspielen an der Stamford Bridge blieb Chelsea viermal torlos - in den anderen zwei Partien schossen die Blues 14 Treffer.

Dies war die zweite Heimpleite gegen die Schwäne aus Wales in der Vereinshistorie. Die erste gab es 1925. Zum Glück für den gescholtenen Benítez schossen sich Fans und Medien auch auf andere Sündenböcke ein: Der Chelsea-Vorstandsvorsitzende Bruce Buck wurde ausgebuht (auch weil der Club seiner Legende Frank Lampard ein neues Angebot verwehrt), Rechtsverteidiger Branislav Ivanovic verschuldete mit zwei Fehlern die Gegentore und wurde vom „Daily Mirror“ als „Ivan der Schreckliche“ verspottet. Und das ewige Sorgenkind Torres?

Fernando „Torlos“ wurde höhnisch beklatscht, als er nach seinem 100. Pflichtspiel für die Blues in der 81. Minute endlich Platz machte für den Ex-Hoffenheimer Demba Ba. Und er musste sich böse Vergleiche mit Swanseas spanischer Tormaschine Michu gefallen lassen. Michu hatte zum 1:0 (39. Minute) getroffen - bereits sein 16. Pflichtspieltor der Saison. Die „Sun“ adelte den für nur zwei Millionen Pfund (2,5 Mio. Euro) von Rayo Vallecano verpflichteten Stürmer als „Schnäppchen des Jahrhunderts“ und rechnete genüsslich vor, dass Torres 25 Mal teurer gewesen sei.

Auch vor dieser Saison hatte Chelsea 100 Millionen Euro investiert - vor allem in sein offensives Mittelfeld um Eden Hazard (40 Mio. Euro), Oscar (32 Mio.) und Marko Marin (8). Wirklich eingeschlagen hat keiner aus dem Trio. Der Ex-Bremer Marin setzte nach seiner Einwechslung in der 83. Spielminute auch keine Impulse mehr.

Marin schlich mit hängendem Kopf vom Platz, während ein anderer Deutscher jubelte: Der einmal mehr bärenstarke Torwart-Routinier Tremmel, derzeit so etwas wie die Co-Nummer-Eins bei den „Swans“. Dem Ex-Cottbuser hatte Trainer Michael Laudrup das Vertrauen in Swanseas erstem Ligapokal-Halbfinale der Clubgeschichte geschenkt.

Laudrup war stolz auf seine „Schwäne“: „Wir hatten in dieser Saison schon historische Resultate - der Sieg an der Anfield Road (gegen Liverpool), der Sieg im Emirates Stadium (gegen Arsenal)“, sagte der Däne, „aber bei den europäischen Champions der vergangenen Saison zu gewinnen, ist etwas sehr Besonderes“.

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