Aragonés zu Ehren: Atlético an der Tabellenspitze

Madrid (dpa) - Wenn Luis das noch erlebt hätte! Einen Tag nach dem Tod von Luis Aragonés stürmt Atlético Madrid, der Heimatclub des früheren Nationaltrainers und Europameisters, in begeisternder Manier an die Spitze der spanischen Fußball-Liga.

Aragonés zu Ehren: Atlético an der Tabellenspitze
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Der 4:0-Kantersieg der Rot-Weißen über Real Sociedad San Sebastián geriet zu einer Hommage auf Aragonés, wie sie eindrucksvoller kaum hätte sein können. Zum ersten Mal seit dem Double-Gewinn vor 18 Jahren ließ Atlético die großen Rivalen Real Madrid und FC Barcelona hinter sich.

„Luis dort oben wird stolz sein auf diese Mannschaft“, sagte Trainer Diego Simeone. Aragonés, der viele Jahre für Atlético als Spieler und Trainer gewirkt und mit Spanien 2008 den EM-Titel gewonnen hatte, war am Samstag an Leukämie gestorben. Der Ehrung des Altmeisters schloss sich auch der Ex-Bundesliga-Profi Diego an, der erst kurz vor dem Spiel vom VfL Wolfsburg nach Madrid zurückgekehrt war. Der Brasilianer kam in der letzten halben Stunde ins Spiel, obwohl er bei Atlético offiziell noch gar nicht vorgestellt worden war, und schoss prompt den Treffer zum 4:0 (86. Minute).

„Diego wird unserem Team mehr Persönlichkeit geben“, schwärmte Simeone. „Wenn er an den Ball kommt, weiß der Gegner, dass es für ihn gefährlich wird.“ Der ehemalige Wolfsburger, der 2011/12 schon einmal für Atlético gespielt hatte, wurde vom Publikum mit frenetischem Beifall empfangen. „Dieser Club ist ein Teil meines Lebens“, meinte Diego und freute sich über das gelungene Comeback.

Als David Villa (38.) die Rot-Weißen in Führung geschossen hatte, schrien die Zuschauer im Calderón Stadion nicht „Goooool!“, sondern „Luis Aragonés, Luis Aragonés!“. Der Torschütze sank auf die Knie, reckte die Arme in den Himmel und widmete den Treffer seinem früheren Trainer in der Nationalelf. Die weiteren Tore erzielten Diego Costa (72.) und Miranda (73.).

„Gewinnen, gewinnen und wieder gewinnen“, lautete die Devise von Aragonés, und daran hält sich das Team unter seinem jetzigen Coach Simeone. Der Argentinier, der als der Vater des Erfolgs von Atlético gilt, redet nicht von Titeln, sondern konzentriert sich ganz auf das jeweils nächste Spiel. Atlético (57 Punkte) kam obendrein zugute, dass Barça und Real (beide 54) am Wochenende patzten.

Die Titelfavoriten hatten sich bei ihren Punktverlusten selbst geschwächt. Bei Reals 1:1 bei Athletic Bilbao verlor Cristiano Ronaldo die Nerven, legte sich mit dem Gegenspieler Carlos Gurpegi an und erhielt die Rote Karte. Nach Medienberichten droht dem Weltfußballer eine Sperre von bis zu drei Spielen, weil der Schiedsrichter die Aktion als Tätlichkeit wertete. Trainer Carlo Ancelotti meinte: „Der Platzverweis war wohl ein wenig übertrieben.“

Der FC Barcelona hatte zuvor mit eklatanten Abwehrfehlern selbst dazu beigetragen, dass die keineswegs herausragende Elf des FC Valencia im katalanischen Camp-Nou-Stadion 3:2 gewann.

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