186 Tage nach CL-Triumph: Chelsea-Coach muss gehen

London (dpa) - 186 Tage nach dem Triumph von München ist Roberto di Matteo beim FC Chelsea schon wieder Geschichte. Weil dem Titelverteidiger ein historisches Debakel in der Champions League droht, wurde der einst gefeierte Trainer gefeuert.

Schluss. Ende. Aus: Der Vorstand des Premier-League-Vereins sowie sein ambitionierter Besitzer Roman Abramowitsch besiegelten nicht mal zwölf Stunden nach der 0:3-Pleite bei Juventus Turin die Entlassung des Italo-Schweizers.

„Die jüngsten Leistungen der Mannschaft und die Resultate waren nicht gut genug. Die Besitzer und der Vorstand waren der Meinung, dass eine Veränderung notwendig ist“, hieß es in einer Vereinsmitteilung.

262 Tage durfte sich di Matteo Cheftrainer nennen, das drohende Vorrunden-Aus als Titelverteidiger in der Meisterklasse war offensichtlich zu viel für Abramowitschs Nerven. Aus eigener Kraft kann der Club das Weiterkommen in der Gruppe E als Dritter mit sieben Punkten hinter Schachtjor Donezk (10) und Turin (9) nicht mehr schaffen. „Der Verein steht vor einer schwierigen Aufgabe, um sich für die K.o.-Runde überhaupt zu qualifizieren“, hieß es in dem Statement zu di Matteos Rauswurf.

Zum Chefcoach aufgestiegen war der bis dahin als Trainer meritenlose di Matteo am 4. März, nachdem das Projekt mit dem blutjungen Portugiesen Andre Villas-Boas nach 256 Tagen beendet worden war. Wer nun das Amt übernimmt, blieb vorerst offen. Gehandelt wird vor allem Abramowitschs Wunschkandidat Josep Guardiola. Der Ex-Erfolgsmacher des FC Barcelona hat sich allerdings ein Jahr Auszeit auferlegt.

Denkbar ist auch, dass der ehemalige Trainer des FC Liverpool, Rafael Benitez, den Posten mit Schleudersitz-Qualität an der Stamford Bridge übernehmen könnte. Der Verein kündigte baldige Klarheit an. Im wettverrückten England reichte die Liste in den Büros aber sogar bis David Beckham, der am Dienstag seinen Abschied von LA Galaxy angekündigt hatte.

Auch bei Chelseas Gegnern in der Premier League wurde die Entscheidung teilweise mit Verwunderung aufgenommen. Immerhin rangiert der Verein auf Rang vier nach zwölf Spieltagen mit nur vier Zählern Rückstand auf die Spitze. „Wow, Chelsea hat seinen Trainer rausgeschmissen!!“, twitterte Abwehrstar Rio Ferdinand von Manchester United und bezeichnete es schlichtweg als „Irrsinn“.

Di Matteo hatte erst im Sommer einen neuen Zweijahresvertrag unterschrieben, nachdem er dem Verein zuerst den FA-Cup und anschließend mit dem Sieg in München den größten Triumph in der Vereinshistorie beschert hatte. Er, der sich auch als Spieler schon einen Platz im Herzen der Chelsea-Fans gesichert hatte.

Von 1996 bis 2002 spielte di Matteo bei den Londonern, er war mit 4,9 Millionen Pfund damals der teuerste Einkauf des FC Chelsea. Im FA-Cupfinale 1997 erzielte di Matteo nach 43 Sekunden das schnellste Tor in einem Endspiel dieses Wettbewerbs. 1998 traf er im Liga-Pokalfinale, 2000 erneut im FA-Pokalendspiel. Ein dreifacher Beinbruch in einem UEFA-Cup-Spiel im September 2000 stoppte dann jäh seine Karriere - mit 31 Jahren.

Im März dieses Jahr wurde der in Schaffhausen in der Schweiz geborene Fußballlehrer zum Chefcoach befördert und trat damit in eine Reihe mit Trainer-Berühmtheiten wie Jose Mourinho, Luiz Felipe Scolari oder Carlo Ancelotti. Die Spieler hoben immer wieder hervor, dass di Matteo ihre Sprache spreche. Eine Stellungnahme zu seiner Entlassung gab es vom polyglotten Coach zunächst aber nicht.

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