30 Millionen „erfunden“ Grindel kritisiert Zwanziger: „Unberechtigte Vorwürfe“

Berlin (dpa) - Der Dauerstreit zwischen Deutschem Fußball-Bund und seinem Ex-Präsidenten Theo Zwanziger wird schärfer. In der Debatte um den Grundlagenvertrag zwischen Verband und Deutscher Fußball Liga wies DFB-Chef Reinhard Grindel die Vorwürfe seines Vor-Vorgängers mit deutlichen Worten zurück.

30 Millionen „erfunden“: Grindel kritisiert Zwanziger: „Unberechtigte Vorwürfe“
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„Ich bin sehr verärgert, dass der frühere DFB-Präsident ein Verfahren rund um den Grundlagenvertrag kritisiert, das er selber erfunden hat“, sagte Grindel in Berlin. „Erfunden ist auch die Zahl von 30 Millionen, die angeblich dem DFB verloren gegangen sind.“

Der frühere Verbandschef Zwanziger hatte dem DFB vorgeworfen, Amateure und kleine Vereine durch Zusatzvereinbarungen mit der DFL jedes Jahr um mehrere Millionen Euro zu bringen. „Faktisch verzichtet der DFB jährlich auf rund 30 Millionen Euro für einen gemeinnützigen Verband“, hatte Zwanziger am Vortag gesagt, damit aber erst die Zeit ab der Saison 2017/18 gemeint, in der ein neuer TV-Vertrag den deutschen Proficlubs zum ersten Mal mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr an Medienerlösen einbringen wird.

Der Grundlagenvertrag regelt seit 2004 die finanziellen Beziehungen zwischen dem DFB und der DFL als Dachorganisation der 36 Proficlubs. Danach überweist die DFL dem Verband pro Jahr drei Prozent ihrer Medien- und Ticketeinnahmen als Pachtzins für die Rechte an der Bundesliga. Umgekehrt reicht der DFB zwischen 15 und 30 Prozent aus den Vermarktungserlösen der Nationalmannschaft an die Liga weiter.

Zuletzt wurde jedoch bekannt, dass es seit 2009, also in der Amtszeit Zwanzigers, Zusatzvereinbarungen zu diesem Vertrag gibt. Seit 2013 werden die Zahlungen gedeckelt, so dass der Verband nicht von den steigenden Medieneinnahmen der Liga profitiert.

Dieses Vorgehen verteidigte Grindel. „Es ist so, dass wir vom Grundlagenvertrag und auch der Zusatzvereinbarung sehr profitieren, weil wir dadurch die Möglichkeit haben, mit unseren Nationalspielern zu werben“, sagte er. „Mit diesen Werbeeinnahmen bezahlen wir den gesamten gemeinnützigen Bereich, also die Unterstützungsmaßnahmen, die dem Amateurvereinen zu Gute kommen.“

Angesichts des fortwährend scharfen Tons beider Seiten scheint ein Zusammenfinden des Verbands mit seinem Ex-Präsidenten derzeit ausgeschlossen. Er wolle „keine abschließende Bewertung des Verhältnisses zu Herrn Zwanziger vornehmen“, betonte Grindel. „Aber er macht es uns immer schwerer angesichts seiner wirklich unberechtigten und bösartigen Vorwürfe.“

Zwanziger hörte 2012 freiwillig als DFB-Präsident auf. Zunächst war nur sein Verhältnis zu seinem Nachfolger Wolfgang Niersbach stark belastet. Spätestens seit der Affäre um die WM 2006 tragen der Verband und sein früherer Präsident aber eine offene Feindschaft aus.

Zwanziger wirft dem DFB vor, bei der Aufarbeitung des Skandals nicht mit ihm zusammenzuarbeiten. Im Gegenteil: Niersbach hatte im Herbst 2015 in einer E-Mail an führende DFB-Funktionäre sogar angeregt, eine Medienkampagne gegen seinen Vorgänger zu lancieren.

„Die Haltung beim DFB ist: Theo Zwanziger ist der Feind des DFB. Das Feindbild muss aufrecht erhalten werden“, sagte Zwanziger am Donnerstag. „Statt mit mir diese Dinge zu regeln, werden Mitarbeiter des DFB damit beauftragt, etwas gegen mich zu lancieren. Was ist das für ein mieses Volk?“ Selbst Grindel erklärte am Freitag: „Es gibt in der Tat auch die eine oder andere Äußerung von Funktionären über ihn, die ich nicht teile.“ So hatte der damalige DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock im Jahr 2015 die Zwanziger-Präsidentschaft im Rückblick als „Schreckensherrschaft“ bezeichnet.

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