Fußball-Wettskandale: Die Spuren führen nach Singapur

Singapur (dpa) - In einem Ort am Polarkreis ist die schillernde Karriere eines der berüchtigsten Fixer der illegalen Wettszene im Fußball zu Ende gegangen: Der Singapurer Wilson Raj Perumal ging der Polizei im Februar 2011 in Rovaniemi in Finnland ins Netz.

Der einstige Amateurspieler schmierte nach Angaben der Ankläger Spieler von Finnland bis Simbabwe. Er gilt als Drahtzieher von Wettskandalen in Europa, Asien und Afrika, bekam zwei Jahre Haft.

„Es ist nicht einfach, diese Manipulateure festzunageln“, sagt der Singapurer Sportjournalist Zaihan Yusof, der die Beteiligung seiner Landsleute an Wettskandalen im großen Stil vor zwei Jahren aufdeckte. Die jüngsten Europol-Ermittlungen zeigen, dass bei einem einzigen manipuliertes Fußball-Spiel bis zu 50 Akteure im Verdacht sein könnten, und das in zehn verschiedenen Ländern.

In Italien ist gerade ein zweiter Singapurer unter Verdacht, wie ein Polizeisprecher in Singapur bestätigt. „Wir unterstützen die italienischen Behörden bei ihren Ermittlungen gegen ein kriminelles Syndikat, das Fußballspiele manipuliert haben soll und an dem ein Singapurer beteiligt sein soll“, sagte ein Sprecher. „Wir sind kompromisslos im Kampf gegen Match-Fixer und tun alles, um zu helfen, den transnationalen Syndikaten das Handwerk zu legen.“

„Wir waren das erste Land, dass einem Fifa-Schiedsrichter den Prozess gemacht hat“, sagt ein Sprecher des Singapurer Fußballverbands FAS. Das war T. Rajamanickam, der 1994 wegen Manipulation zu neun Monaten Haft verurteilt wurde. Wir haben eine Reihe Spieler angeklagt, darunter den ehemaligen australischen Torjäger Abbas Saad, der 1994 von der FIFA Spielverbot erhielt.“ In Singapur werde nächstes Jahr ein Lernzentrum des Weltverbandes über das illegale Wettgeschäft vorher abgesprochener Spielergebnisse eröffnet.

„Spiele manipulieren ist wie Prostitution“, sagt der Singapurer Ex-Polizist und Privatdetektiv Lionel de Souza, der seit mehr als zehn Jahren Wettbüros unter die Lupe nimmt. „Man kann es nicht ausmerzen, sondern nur mit möglichst strikten Maßnahmen eindämmen. „Spielmanipulationen sind ein riesiges kriminelles Unternehmen, auf einem Niveau mit Rauschgiftschmuggel, Prostitution und illegalem Waffenhandel“, sagt George Das, der das Thema seit Jahren aus Malaysia covert.

Das zeigt mit dem Finger auch auf Funktionäre. „Wenn ich Fußballfan wäre, würde ich meinem nationalen Fußballverband wütende Fragen stellen. Es kann absolut nicht sein, dass niemand in der Fußballwelt vor den jüngsten Europol-Enthüllungen eine Ahnung über das Ausmaß der Korruption hatte.“

Nach Angaben des Präsidenten des Singapurer Kricketverbandes, Imran Hamid, hat Korruption im Sport längst weitere Kreise gezogen. „Eine globale Krankheit, die sich in viele Sportarten gefressen hat“, sagt er. 2011 wurden in Großbritannien drei pakistanische Kricketspieler wegen Matchfixing zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Alex Soosay, Generalsekretär des asiatischen Fußballverbandes AFC, bekräftigt seine „Null-Toleranz-Politik“. Mitte Februar lädt Interpol in Kuala Lumpur zu einer Konferenz über die kriminellen Machenschaften der Syndikate ein.

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