Neid plant keinen totalen Umbruch - Ziel EM 2013

Wolfsburg (dpa) - Die „Goldene Generation“ um Birgit Prinz tritt zwar nach und nach ab, doch ein radikaler Umbruch in der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft ist trotz des bitteren WM-Scheiterns nicht geplant.

„Wir müssen keinen großen Neuaufbau machen. Unsere Mannschaft ist relativ jung, hat ein Durchschnittsalter von 26“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid, und kündigte mit Blick auf die Europameisterschaft 2013 an: „Wir müssen gar keinen großen Umbruch machen.“

Noch am Vortag hatte Neid bei sich und ihren Spielerinnen „keine Motivationsprobleme“ ausgemacht. Doch bereits am Montag war schon nicht mehr sicher, ob die 47-Jährige das DFB-Team zum nächsten Großturnier führt. Sie brauche erst mal Abstand und werde sich in ein paar Wochen fragen: „Kann ich mich für eine EM in zwei Jahren nochmal motivieren?“

Nachdem die DFB-Elf durch das bittere Viertelfinal-Aus gegen Japan zum ersten Mal überhaupt Olympische Spiele verpasst und im nächsten Jahr in London zuschauen muss, bleibt die EM-Endrunde vom 10. bis 28. Juli 2013 in Schweden das nächste große Ziel. Die Qualifikation beginnt für den Titelverteidiger und siebenmaligen Europameister mit der Partie gegen die Schweiz schon am 17. September und dauert bis September 2012. Weitere deutsche Gegner in der Gruppe 2 sind Spanien, Rumänien, Türkei und Kasachstan.

Neid will bei einer Fortsetzung ihrer Arbeit auch künftig auf bewährte Kräfte und das Gros des jetzigen Kaders setzen. Bislang ist nur sicher, das Prinz (33 Jahre) und Ariane Hingst (31) ihre internationalen Karrieren beendeten. „Von mehr Spielerinnen weiß ich nicht“, sagte Neid, die zunächst etwas Zeit verstreichen lassen will, um nach der WM-Analyse Gespräche zu führen. Die bitter enttäuschten Spielerinnen sollen zunächst wieder „in den Alltag zurückfinden“, sagte die 47-Jährige. „Dann werde ich mit ihnen telefonieren.“

Stürmerin Inka Grings (32) mochte in der ersten Enttäuschung noch keinen Gedanken daran verschwenden, wie es um ihre Zukunft im DFB-Dress bestellt ist. Die gleich alte Torhüterin Nadine Angerer hat sich dagegen schon festgelegt, will so auf keinen Fall abtreten: „Ich denke nicht ans Aufhören, jetzt erst recht nicht.“

Jeweils älter als 30 sind aus dem WM-Kader nur noch die Weltmeisterinnen Kerstin Garefrekes und Martina Müller, die neben den beiden Ersatztorhüterinnen Ursula Holl und Almuth Schult sowie Verena Faißt (22) ohne Turnier-Einsatz blieb. Garefrekes dürfte bis zur EM weitermachen, bei Müller ist es ungewiss.

„Wir werden es so machen wie immer und auch junge Spielerinnen integrieren“, sagte Neid. „Wir haben mehr als eineinhalb Jahre Zeit, um uns auf die EM vorzubereiten. Aber uns muss klar sein, dass es nicht einfach ist, Titel zu gewinnen, das hat diese WM gezeigt“ betonte Neid.

Gleichwohl muss dem DFB nicht bange sein um seine weibliche Zukunft. Das Reservoir an guten Nachwuchskräften in Deutschland ist riesengroß. Die U 19 wurde vor wenigen Wochen mit einem 8:1-Kantersieg im Finale gegen Norwegen Europameister. Im Vorjahr holte die U 20 den WM-Titel.

Aus dieser Elf gehörten bereits Alexandra Popp, Kim Kulig, Bianca Schmidt und Schult zum WM-Kader. Als große Hoffnungsträgerin gilt die Frankfurter Spielmacherin Dzsenifer Marozsan, die das Turnier nur wegen einer Verletzung in der Vorbereitung verpasste und bei Neids schleichendem Generationswechsel eine feste Größe ist. Andere Nachwuchskräfte werden nachdrängen. Selbst „Chefkritiker“ Bernd Schröder ist optimistisch. „Unsere U 19 ist Europameister geworden. Unser Fußball ist dreimal besser“, sagte der Potsdamer Meistertrainer, den nur eines ärgert: „Wir konnten es nicht umsetzen.“

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