FIFA-Reformen am Stichtag noch Stückwerk

Zürich (dpa) - In Artikel 29 der alten und Artikel 32 der neuen FIFA-Statuten steht es blau auf weiß. Innerhalb von 60 Tagen müssen Statutenänderungen umgesetzt werden. Für seine große Demokratiereform braucht der um die Wiederherstellung seines Rufes bemühte Fußball-Weltverband aber mehr Zeit.

FIFA-Reformen am Stichtag noch Stückwerk
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Am Mittwoch um Punkt 00.01 Uhr endet die Frist von 60 Tagen nach dem Reformkongress von Zürich, bei dem auch Präsident Gianni Infantino ins Amt kam. Die wichtigen Veränderungen im FIFA-Apparat sind dann formal erfüllt, real aber noch Stückwerk, denn es fehlt das neue Personal.

Einige Antworten auf die offenen Fragen verspricht die FIFA für den nächsten Kongress am 12. und 13. Mai in Mexiko-Stadt. Wichtige Gremien werden aber erst im Laufe des Jahres besetzt sein, wenn überhaupt.

Der Generalsekretär: Der neue starke Mann (oder etwa eine Frau?) der FIFA wird noch gesucht. Im Sommer spätestens werde der Posten besetzt, heißt es aus Zürich. Infantino lässt seinen Mitarbeiter Nummer 1 per Headhunter suchen. Das ist eine neue Qualität, denn bisher wurde der Job per Goodwill von Joseph Blatter vergeben. De facto hat Interimsgeneralsekretär Markus Kattner nun die Macht. Der Generalsekretär soll laut neuem Organigramm künftig die strategischen wie ökonomischen Entscheidungen des Weltverbandes bestimmen und das Tagesgeschäft führen. Allzu lange sollte der Posten also nicht mehr mit einer Interimslösung besetzt sein.

Das FIFA-Council: Bei seiner ersten Sitzung am 9. und 10. Mai in Mexiko-Stadt trifft sich der neue FIFA-Rat in der alten Besetzung des Exekutivkomitees. Mitglieder wie Wolfgang Niersbach haben Bestandsschutz. Das mutet merkwürdig an, war es doch das Exko, das im Zentrum aller Kritik stand. Die Neubesetzung mit dann 36 Mitgliedern statt bisher 25 braucht aber Zeit. Erst müssen die Konföderationen ihre Nachrücker bestimmen, inklusive mindestens einer Frau pro Kontinentalverband. Bis zum 30. September müssen die Ratsmitglieder gekürt sein und einen Integritätscheck bestanden haben. Dann soll im Oktober die erste Sitzung des kompletten Councils folgen. Fast acht Monate nach dem Reformkongress von Zürich.

Die Kommissionen: Aus 26 mach 9. Die Zahl der ständigen Kommissionen wird drastisch reduziert. Das ist ein maßgeblicher Einschnitt in die FIFA-Nomenklatura, denn die Gremien waren auch Instrumente zur Postenbeschaffung. Jeder der 209 Nationalverbände bekam mindestens einen Platz in einem Gremium. Nun bleiben noch: Governancekommission, Finanzkommission, Entwicklungskommission, Wettbewerbskommission, Fußballkommission, Mitgliederkommission, Spielerstatuskommission, Schiedsrichterkommission und Medizinkommission. Jedem Gremium sollen 50 Prozent FIFA-externe Mitglieder angehören. Nur wann die Kommissionen besetzt sind und ihre Arbeit aufnehmen, ist noch unklar.

Die Kontrollgremien:Die Statutenreform trägt die Handschrift von Domenico Scala, dem Chef der unabhängigen Audit- und Compliance-Kommission. Im Generalsekretariat wird künftig ein hauptamtlicher Chief Compliance Officer sitzen, der die gute Geschäftsführung überwachen soll. Doch auch für diesen Posten ist noch keine Besetzung publik. Immerhin: Nach und nach sollen vakante Stellen in Kontrollgremien wie der Ethikkommission oder der Disziplinarkommission neu besetzt werden - mit unabhängigen, externen Kandidaten. Diesen Gremien dürfen künftig keine Funktionäre aus der Fußball-Familie mehr angehören.

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