BVB Explosionen in Dortmund - Tränen, Verbitterung und ein mulmiges Gefühl

Der Schreck sitzt tief bei den Fans, nachdem am Dienstagabend am BVB-Mannschaftsbus drei Sprengsätze detoniert sind. "Das kriegst Du nicht so einfach aus dem Kopf raus“, meint Geschäftsführer Watzke.

Polizei und Fans vor dem Stadion.

Polizei und Fans vor dem Stadion.

Foto: Bernd Thissen

Dortmund. Der junge Mann, der am Eingang des Pressezentrums vorbeigeht, schüttelt unentwegt den Kopf. „Das ist entsetzlich. Das ist absolut schrecklich. Ich hatte mich so auf die Partie gefreut.“ Mehr ist er nicht in der Lage, zu sagen. Die Fans strömen aus dem Signal Iduna Park. Ruhig, aber nachdenklich. „Wenn das das Umfeld des Fußballs ist, das uns erwartet, dann gehe ich nicht mehr hin. Im Moment habe ich keinen Bock auf Fußball“, ist Jürgen geschockt. Er ist Dortmund-Fan seit Kindesbeinen, jetzt ist er Fan von nichts, weder von seinem Verein, noch von der Champions League, noch von der Bundesliga. „Das ist einfach alles Scheiße“, sagt sein Kumpel Wilfried.

Gegen 20.28 Uhr verkündet Stadionsprecher Norbert Dickel, dass das Spiel abgesagt werden muss. Einige wenige Pfiffe hallen durch den Signal Iduna Park. Danach herrscht Ruhe in dem riesigen Stadion. Die Fans der gelben Wand, die längst noch nicht gefüllt ist, versinkt in eine Art Schockzustand. „Das gibt es nicht, das gibt es nicht, das gibt es nicht“, wiederholt sich der BVB-Anhänger unter Tränen. Mehr hat er nicht zu sagen.

Der Schreck sitzt tief

Auch den Verantwortlichen des deutschen Vizemeisters sitzt der Schreck noch in den Gliedern. „Ich möchte unseren Fans ein Riesenkompliment machen. Sie haben diese Entscheidung soldiarisch und fair mitgetragen“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und schildert, was ihm zugetragen worden ist. „Thomas Tuchel war geschockt. Eine Explosionen war wohl an seiner Seite. Die Mannschaft ist in Schockstarre. Das kriegst Du nicht so einfach aus dem Kopf raus“, meint Watzke, sichtlich blass und in der Wahl seiner Worte zurückhaltend.

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„Es ist ja nicht nur die Mannschaft. Auch die Zuschauer müssen aufgeklärt werden, was genau passiert ist“, ergänzt der Klubchef. Präsident Reinhard Rauball erklärt ruhig und sachlich, wie es seine Art ist: „Es ist eine für die Spieler extrem schwierige Situation. Sie sind aber auch Profis und in der Lage, das wegzustecken. Trainer und Mannschaft werden den richtigen Weg gehen und eine bestmögliche Leistung abliefern.“ Am Mittwoch um 18.45 Uhr soll ein neuer Anlauf gewagt werden.

Fans sind wütend

„Ich weiß nicht, ob ich noch mal hingehe. Ich Moment habe ich ein mulmiges Gefühl Ich brauche jetzt erst mal ein Pils. Ob ich überhaupt schlafen kann, weiß ich nicht“, nuschelt Jens. Mit seinen Kumpels macht er sich auf den Weg. Im Gehen dreht er sich noch einmal um und sagt trotzig: „Diese Idioten, diese A …,holt er alles aus der Kiste der Beschimpfungen heraus, was ihm gerade einfällt. Zur Veröffentlichung sind die weiteren Schimpftiraden nicht geeignet. Dann aber fügt er an: „Ich gehe doch hin. Wenn ich rechtzeitig frei kriege. Diesen feigen Säcken geben wir keinen Freifahrtschein …“

Eine Frau mittleren Alters hat ihren Neffen im Arm. Der Junge ist verstört. Er weint nicht. Ob er versteht, was passiert ist? Dass die Bösen dieser Welt nicht einmal vor der schönsten Nebensache der Welt halt machen? Die Frau streichelt dem Kind über das Haar. „Komm wir gehen“. Vorerst werde sie nicht wiederkommen. „Wie hässlich ist diese Welt geworden“, kann sie in der Nähe des Ausgangs der Südtribüne nicht fassen, was auf der Fahrt vom Mannschaftshotel zum Stadion passiert ist. Wie viele hat sie keine näheren Informationen. Sie geht — den vielleicht zehnjährigen Jungen an der Hand — aus dem Stadion. Erklären kann sie die Situation nicht. Der Schreck sitzt tief. Wie bei vielen an diesem Abend des 11. April 2017.

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