Exotische Länder für Fußballspieler - Eine Verlockung des Geldes

Lucas Barrios will in China Fußball spielen. Die Tendenz ist klar: Der Persische Golf ist nicht mehr das einzige Dollar-Paradies.

Düsseldorf. Einen Monat vor seinem 40. Geburtstag entzückte Rivaldo am vergangenen Wochenende noch einmal die Fußball-Welt. Der Brasilianer, Weltmeister und Weltfußballer, erzielte drei Tore in einem Spiel, 3:1 gewann sein Team, Kabuscorp Sport Club do Palanc gegen Recreativo Caala.

Angola, Afrika — es ist das letzte Abenteuer des großen Rivaldos, einige Öl-Dollar sind noch drin, nachdem er zuvor vom AC Mailand über zwei griechische Vereine in Usbekistan gelandet war. In Angola, immerhin, wird portugiesisch gesprochen.

So gesehen hat es Rivaldo leichter als künftig Lucas Barrios, den es in diesem Sommer aus von Dortmund in ähnlich exotische Gefilde ziehen soll. Barrios wechselt aller Voraussicht nach für eine Ablöse um zwölf Millionen Euro und für vier Jahre nach China, zum Meister Guangzhou Evergrande.

Eine Entscheidung gegen Karriere und für das Geld: Wer nach China geht, ist gut bezahlter Aufbauhelfer, nicht aber Bestandteil einer beachteten Fußball-Welt. Das soll sich ändern, das Geld ist da, Barrios wird laut chinesischen Medien 5,27 Millionen Euro im Jahr verdienen.

Der chinesische Immobilien-Miliardär Xu Jiayin will in diesem Jahr 75 Millionen Euro in seinen Verein investieren, auch der Argentinier Dario Conca und der Brasilianer Luiz Muriqui sind dem Lockruf schon gefolgt. Dass Bestechung an der Tagesordnung ist und erste Versuche mit Stars wie Paul Gascoigne oder Carsten Jancker auch deswegen scheiterten — vergessen.

233 000 Euro die Woche soll Nicolas Anelka bei den Schanghai Shenguhas kassieren, für die der französische Ex-Nationalspieler unter dem Trainer Jean Tigana bereits auf Torejagd geht. China rüstet auf. Zhou Jun, Shenhuas Klub-Chef, ist milliardenschwerer Unternehmer für Internet-Spiele, 2010 wollte er seinen Lieblingsklub FC Liverpool kaufen, jetzt will er China in den Weltfußball integrieren. „Es ist wie mit der Öffnung Chinas. Wir müssen uns die guten Dinge aus dem Ausland besorgen und von ihnen lernen“, sagt Zhou.

Es ist der Freifahrtschein für Altstars, die Kasse aufzubessern. China ist der eine, Russland ein anderer Markt, wo ehemalige Bundesliga-Spieler wie Carlos Eduardo, Obafemi Martins und Nelson Valdez bei Rubin Kazan spielen, und der Weltstar Samuel Eto’o (einst FC Barcelona und Inter Mailand) mit seinem Trainer Guus Hiddink bei Anschi Machatschkala gutes Geld verdienen — angeblich eine zweistellige Millionensumme im Jahr. Da es im Nordkaukasus häufig zu Anschlägen kommt, wird im zwei Stunden entfernten Moskau trainiert und zum Heimspiel geflogen.

Die Möglichkeiten sind grenzenlos: Während sich einst Altstars wie Romario am Persischen Golf verdingten, wo heute auch ein Luca Toni unter dem Trainer Walter Zenga bei Al Nasr in Dubai noch spielt, öffnet sich ein ganz neuer Markt in Indien.

Fabio Cannavaro (38), Weltmeister mit Italien, hatte seine Karriere schon beendet, ehe es ihn nach Westbengalen zog. Zusammen mit dem Argentinier Hernan Crespo spielen die beiden für West Bengal in der neu gegründeten indischen Premier League Soccer. Sechs Teams mit einigen Stars sollen an der Vorherrschaft des Crickets kratzen. Die Expansion des Fußballs ist ohne Grenze.

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