Europa League Kölns Angst vor Roter Stern Belgrad

Beim 1. FC Köln sorgt nicht nur die sportlich prekäre Situation für Anspannung. Der Gegner im ersten Europacup-Heimspiel nach 25 Jahren weckt auch Erinnerungen an ein Skandal-Spiel.

Anhänger von Roter Stern Belgrad während eines Spiel gegen Derbygegner Partizan. Archivbild.

Anhänger von Roter Stern Belgrad während eines Spiel gegen Derbygegner Partizan. Archivbild.

Foto: ANDREJ ISAKOVIC

Köln. Olaf Janssen hatte von den Ereignissen dieses denkwürdigen Abends im Müngersdorfer Stadion so gut wie nichts mitbekommen. „Ich habe mich in der ersten Halbzeit verletzt und bin daher zur Pause in der Kabine geblieben", sagte Janssen im Gespräch mit der WZ. Während sich der damalige Mittelfeldakteur des 1. FC Köln dort behandeln ließ, spielten sich an jenem 6. Dezember 1989 auf dem Rasen und den Rängen chaotische Szenen ab. Ein derart skandalöses Europacup-Duell würde heutzutage abgebrochen werden. Was war geschehen?

Der 1. FC Köln hatte im Achtelfinale des Uefa-Pokals sein Hinspiel bei Roter Stern Belgrad mit 0:2 verloren. Im Rückspiel gelang Falko Götz nach 52 Minuten das 1:0 für den „Effzeh", mit seinem zweiten Treffer in der 83. Minute war die Verlängerung erreicht. Zu viel für die fanatischen Fans aus Belgrad. Ganze Batterien von Leuchtraketen schossen sie in die Kölner Fan-Blöcke. Zudem verletzten sie beim Einsatz der Polizei mehrere derer Hunde mit Messern.

Die aufgeheizte Atmosphäre übertrug sich auf den Rasen. Dort prügelten die Spieler aufeinander ein, Falko Götz wurde die Nase blutig geschlagen. Zur Verlängerung kam es nicht mehr. Frank Ordenewitz brachte den Ball in der 90. Minute mit der Hacke zum 3:0 über die Torlinie, der 1. FC Köln stand im Viertelfinale.

Eine Verlängerung der skandalösen Umstände hingegen wird befürchtet, wenn das Team von Trainer Peter Stöger am Donnerstag (19 Uhr) nach 25 Jahren Abstinenz ausgerechnet gegen Roter Stern Belgrad sein europäisches Heimspiel-Comeback feiert. Denn die gewaltbereiten „Störer" beider Vereine kommunizierten ihr Verhältnis im Vorfeld ganz offen als feindschaftlich. Die Polizei hat die Partie demnach als Hochrisikospiel eingestuft und stellt sich auf Krawalle ein. Polizeipräsident Uwe Jacobs geht von rund 400 Kölner Chaoten aus, unter den erwarteten 5000 Fans von Roter Stern dürfte die Zahl eher noch höher liegen. Über 2000 Beamte sollen die Europapokal-Nacht in der Domstadt sichern, weit mehr als beim stets brisanten Derby gegen Borussia Mönchengladbach im Einsatz sind. „Das hier gegen Belgrad wird eine ganz andere Dimension annehmen", sagte Polizeidirektor Michael Temme.

Fast schon vergessen wird da der sportliche Aspekt. Nach dem 1:3 bei Arsenal London steht der 1. FC Köln unter Zugzwang, zudem gilt es durch einen Erfolg auch Selbstbewusstsein für die Bundesliga zu tanken. „Ein Sieg kann die Uhr auf Null stellen. So ein prickelnder Europacup-Abend ist etwas ganz Besonderes. Er kann befreiende Wirkung haben“, sagt Olaf Janssen. Der 50-Jährige ist nun Trainer des FC St. Pauli, von 1985 bis 1996 aber trug er in 252 Spielen das Trikot der "Geißböcke". „Zu meiner Zeit war es unvorstellbar, dass Köln 25 Jahre am Stück nicht im Europacup dabei sein könnte", sagte Janssen. Ein Spiel wie am 6. Dezember 1989 aber schien nicht minder vorstellbar.

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