Daum-Team am Ende platt - Geniestreich von Schlaudraff

Hannover (dpa) - Eine Niederlage hat das arg beschädigte Ansehen von Christoph Daum aufgewertet. Neun Monate nach dem desaströsen Bundesliga-Abstieg mit Eintracht Frankfurt verlor der Fußballtrainer des FC Brügge in der Europa-League zwar mit 1:2 (0:0) bei Hannover 96.

Der Auftritt der belgischen Mannschaft ohne Stars und große Namen gegen ein bärenstarkes 96-Team nötigte aber Respekt ab. Das Resultat in einer mit viel Leidenschaft und ohne taktische Zwänge geführten Partie eröffnet beiden Teams Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale.

„Hannover hat die erste Halbzeit gewonnen, die zweite wird nächste Woche in Brügge gespielt“, sagte Daum. Seine Einschätzung im Vorfeld, die Bundesliga sei ein anderes Kaliber, wurde in den 90 Minuten am Donnerstagabend eindrucksvoll bestätigt. Erst als Brügge nach 65 Minuten platt war, verwandelte der Bundesliga-Siebte einen Rückstand in einen hochverdienten Sieg. „96 konnte nachlegen. Ich musste einige Spieler, die schon auf dem Zahnfleisch gegangen sind, auf dem Feld lassen“, analysierte der frühere Stuttgarter Meistertrainer.

Sein Kollege Mirko Slomka, dessen Mannschaft zum wiederholten Mal eindrucksvoll die Europa-Tauglichkeit bewies, lobte vor allem die Moral nach dem 0:1 durch Maxime Lestienne (51. Minute). „Das war ein schwerer Niederschlag. Wir haben uns kurz durchgeschüttelt und nicht locker gelassen“, sagte der 96-Trainer. Mit der Einwechslung von Artur Sobiech hatte er den richtigen Riecher. Der polnische Stürmer erzielte den Ausgleich (73.), und Sobiech holte auch den Foulelfmeter heraus, den der listige Jan Schlaudraff (80.) mit einem Geniestreich im Stil von Antonin Panenka 1976 zum Siegtor verwandelte.

„Wenn der Elfmeter drin ist, ist er genial. Wenn nicht, möchte ich Mirko gerne mal hinterher in der Kabine hören“, kommentierte Daum süß-sauer den frechen Lupfer. „Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist. Ich bin davon ausgegangen, dass der Torwart sich für eine Ecke entscheidet“, kommentierte Schlaudraff die Szene des Spiels. Einen Profi wie ihn hatte Brügge nicht. Der Ex-Nationalspieler wirbelte zunächst im offensiven Mittelfeld, nach der Verletzung von Torjäger Mohammed Abdellaoue (37.) im Sturm und nach der Einwechslung von „Joker“ Sobiech erneut hinter den Spitzen.

Am Ende waren die Belgier mit der knappen Niederlage gut bedient. Hannover 96 ließ vor 42 000 begeisterten Fans zahlreichen Chancen ungenutzt und fühlte sich durch einige Schiedsrichter-Entscheidungen benachteiligt. „Wir sind ein wenig traurig, dass wir nicht einen größeren Vorsprung erzielt haben“, sagte Innenverteidiger Emanuel Pogatetz. Auf den Österreicher, der am Sonntag im Bundesliga-Heimspiel gegen Stuttgart gesperrt ist, wartet am nächsten Donnerstag in Brügge viel Arbeit.

96-Torwart Ron-Robert Zieler hat trotz des strammen Programms keine Bedenken. Sein Selbstbewusstsein ist seit seinem ersten Länderspiel deutlich angestiegen. Für ihn geht Hannovers Europa-Reise weiter: „Die Mannschaft ist enttäuscht über das Ergebnis, aber ich bin überzeugt, dass wir eine Runde weiterkommen.“

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