Attacke auf Tottenham-Fans in Rom gibt Rätsel auf

Rom (dpa) - Eine brutale Attacke maskierter Männer in Rom auf englische Fans hat das Fußball-Europa-League-Spiel zwischen Lazio Rom und Tottenham Hotspur (0:0) am Donnerstag überschattet und in England und Italien für Entsetzen gesorgt.

In der Nacht vor dem Spiel überfiel eine Gruppe von Gewalttätern die englischen Fans im Lokal „Drunken Ship“ auf dem Platz „Campo de Fiori“ mitten in Rom. Die Angreifer verletzten 10 Fans, ein Engländer musste wegen mehrerer Stichwunden am Oberkörper genäht werden. Nach Angaben der Ärzte hat der Fan viel Blut verloren, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Insgesamt wurden sieben Tottenham-Fans in Kliniken gebracht. Sechs Angreifer wurden festgenommen, gegen 15 wird ermittelt. Nach Angaben der Polizei sollen darunter auch zwei Anhänger von Lazios Stadtrivalen AS gewesen sein.

Lazio wies die Vorwürfe, die Attacken seien von Fans ihres Clubs ausgegangen, in einer Stellungnahme als völlig haltlos zurück. Roms Bürgermeister Gianni Alemanno verurteilte die „inakzeptable Gewalt“. Auch Lazio-Präsident Claudio Lotito betonte, dass die Attacke scharf zu verurteilen sei, er bat jedoch darum, abzuwarten, ob der Vorfall überhaupt etwas mit dem Fußball zu tun habe. Laut Ermittlern in Rom könnte die Attacke auf die Tottenham-Fans auch einen rassistischen oder antisemitischen Hintergrund gehabt haben.

Tottenham ist für seine sehr vielen jüdischen Fans bekannt. Während des Spiels skandierten Lazio-Anhänger „Juden Tottenham, Juden Tottenham“ und enthüllten ein Banner mit einer Aufschrift zur Unterstützung Palästinas.

Am Donnerstag verdichteten sich zuvor in Rom die Hinweise, dass nicht ausschließlich Ultras von Lazio für den Überfall verantwortlich gewesen sein sollen. „Der Vorfall könnte überhaupt nicht mit dem Sport in Zusammenhang stehen“, teilte auch die für die Überwachung von Sportveranstaltungen zuständige Kommission des italienischen Innenministeriums mit.

Nach Angaben des Lokalbesitzers Marco Manzi gingen die Angreifer „sehr organisiert und gezielt vor“. Sie stürmten mit Helmen und Hauben maskiert in das Lokal, isolierten die Tottenham-Fans, versperrten die Fluchtwege und schlugen auf ihre Opfer ein. Auch die Einrichtung des Lokals sei weitgehend zertrümmert worden. Manzi und Anwohner des „Campo de Fiori“ berichteten, dass die Polizei erst sehr spät erschienen sei.

„Wir haben das Schlimmste befürchtet“, sagte ein Tottenham-Fan in der „La Repubblica“. Englische Zeitungen berichteten in großem Umfang über den Vorfall. Der „Daily Telegraph“ nannte die Ewige Stadt „Messerstecher-Stadt“. Der Gewaltausbruch gegen die Tottenham-Fans überraschte Lazio. Schließlich war der Engländer und frühere Lazio-Star Paul Gascoigne am Donnerstagabend als Ehrengast zum Spiel im Olympiastadion eingeladen. Der deutsche Nationalstürmer Miroslav Klose war für die Partie wegen einer Knöchelverletzung nicht nominiert worden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort