Gruppe E Blut, Schweiß und Tränen

Italiens Nationaltrainer Antonio Conte lobt nach dem 2:0 gegen Belgien die Mentalität seiner Azzurri

Graziano Pelle bejubelt das 2-0.

Graziano Pelle bejubelt das 2-0.

Foto: Uwe Anspach

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Das wollte Antonio Conte unbedingt noch gesagt haben: “Wir lesen die Zeitungen. Es ist eine Schande, was man da manchmal lesen muss.“ Punkt. Aus. Abgang. Vorbei war die Pressekonferenz mit dem italienischen Nationaltrainer. Conte hatte sich über die wenig zuversichtliche Berichterstattung im Vorfeld der Europameisterschaft geärgert. Diese Mannschaft sei nichts Besonderes, so lautete der Tenor der italienischen Blätter.

Und nun das, ein starker EM-Start gegen Belgien, die Nummer zwei der Weltrangliste. Ein 2:0 gegen einen Turniermitfavoriten. Kein Gegentor, ein abgezockter Auftritt. Forza Italia! Da musste Antonio Conte gleich mal klarstellen, welche Qualität er schon immer in seiner Mannschaft gesehen hatte. Das sei eine Truppe von echten Kerlen mit einem “großen Spirit“. Die Arbeitsmoral: überragend. Conte sang in ruhigem Ton ein Loblied auf die Mentalität seiner Spieler, die mit “Blut, Schweiß und Tränen“ alles gäben für den Sieg.

Wenn die Europameisterschaft vorbei ist, ist auch die Zeit des Nationaltrainers Antonio Conte vorbei. Er geht dann zum FC Chelsea in die englische Premier League. Dort verdient er mehr Geld. Aber vor allem muss er sich dann nicht mehr über all die Serie-A-Clubs ärgern, die ihm stetig die Arbeit erschwert haben, weil sie ihm keine angemessenen Vorbereitungskorridore zubilligen wollten.

Conte hat versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Auch die vielen Verletzungsausfälle von wichtigen Mittelfeldspielern wurden kompensiert. Das ewige Credo dieses Trainers ist nicht die Beschwörung des außergewöhnlichen Talentes, die Suche nach der größten Brillanz, nein, Antonio Conte sagt ohne übertriebenes Pathos in der Stimme solche Sätze: “Mit harter Arbeit kannst du Probleme überwinden.“ Für ihn zählen vor allem Tugenden wie Leidenschaft, Kampfgeist, Wille.

Vor dem nächsten Spiel gegen Schweden war die Ansage des Chefs also folgende: “Wir bleiben mit den Füßen auf dem Boden. Wir müssen weiter mit derselben Hingabe arbeiten.“ In der Heimat ist die Stimmung jetzt eine andere. Statt kritischer Betrachtungen werden träumerische Artikel verfasst. Antonio Conte wird weiterhin interessiert die Zeitungen lesen. Aber sein Ding sind die journalistischen Sichtweisen nicht. “Es wird alles auf dem Platz entschieden, nicht durch Worte.“

Auf dem Rasen des neuen Grand Stade von Lyon war die große Erfahrung der Mannen, die Conte aufgeboten hatte, ein gewichtiger Trumpf. Conte hatte die älteste Startelf der EM-Geschichte zusammengestellt. Im Durchschnitt lag die Squadra Azzurra bei

31,5 Jahren. Die individuell fraglos talentierteren Belgier liefen erfolglos gegen die italienische Routine an. Emanuele Giaccherini erzielte in der 32. Minute nach einem famosen Pass von Abwehrchef Leonardo Bonucci das 1:0. Graziano Pellè machte in der dritten Minute der Nachspielzeit mit dem 2:0 alles klar.

Aber Klarheit gab es nur für diese Begegnung. Denn da ist ja noch “die offene Wunde“ von der Weltmeisterschaft, wie es Antonio Conte ausdrückte. In Brasilien wurde das erste Spiel gewonnen, aber nach der Gruppenphase mussten die Italiener blamiert nach Hause reisen. Ausgeschieden. Ein Desaster.

Das soll sich nun bei der EM nicht wiederholen. Antonio Conte sagte: “Wir werden so weit kommen, wie wir es verdienen.“ Mit Blut, Schweiß und Tränen.

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