Rooney führt England ins EM-Viertelfinale

Donezk (dpa) - Stürmerstar Wayne Rooney hat England mit einem strittigen Zittersieg ins EM-Viertelfinale geführt und die ukrainische Heim-Party beendet. Der 26-Jährige schoss die „Three Lions“ mit dem 1:0 (0:0)-Erfolg als Gruppenerster in die K.o.-Runde gegen Italien:

Damit ist nach Polen auch der zweite Gastgeber in der Vorrunde ausgeschieden. Allerdings profitierten die Engländer von einer krassen Fehlentscheidung von Referee Viktor Kassai, der ein klares Tor für die Ukraine von Marko Devic (62. Minute) nicht anerkannte.

Dafür war Rooney (48.) bei seinem ersten Auftritt nach Rotsperre vor 48 700 Zuschauern am Dienstagabend in der Donbass Arena in Donezk unter Mithilfe von Keeper Andrej Pjatow erfolgreich. Als Zweiter der Gruppe D zog Frankreich trotz eines 0:2 gegen Schweden ins Viertelfinale ein. Dort treffen Franck Ribéry & Co. am Samstag auf Titelverteidiger Spanien, England spielt am Sonntag.

„Three Lions“-Kapitän Steven Gerrard zog ein zufriedenes Fazit. „Um erfolgreich zu sein, brauchst du ein bisschen Glück. Wir hoffen, wir bekommen noch ein bisschen mehr.“ Ukraine-Trainer Oleg Blochin war sauer. „Wir waren besser, wir hatten die besseren Chancen“, sagte er. „Die Schiedsrichter waren schuld, sie haben uns ein Tor gestohlen, das war ein klarer Treffer. Die Engländer hatten Glück.“

Keeper Joe Hart meinte zur strittigen „Tor“-Szene zurückhaltend: „Das ist eine Tatsachenentscheidung.“ Rooney war nur erleichtert. „Ich bin hoch erfreut, nach so langer Zeit wieder getroffen zu haben. Wir haben uns diesen Sieg wirklich verdient“, bilanzierte er. „Wir sind gar nicht mit dem Anspruch hierhergekommen, Gruppenerster zu werden“, zeigte sich Trainer Roy Hodgson sogar etwas überrascht.

Die Ukraine musste den ersten Schock schon vor Anpfiff verkraften. Wegen Problemen im linken Knie stand Stürmerstar Andrej Schewtschenko nicht in der Startelf. Auch der frühere Bundesligaprofi Andrej Woronin spielte nicht von Beginn an. Stattdessen setzte Trainer Blochin im Angriff auf Devic und Artjom Milewski, um den „Fluch von Donezk“ zu besiegen: Noch nie hatte die Ukraine hier gewonnen. Für Rooney musste Andy Carroll auf die Bank.

Vor den Augen des umstrittenen Präsidenten Viktor Janukowitsch und von Chelsea-Mäzen Roman Abramowitsch erlebte „Roo“ einen unangenehmen Empfang. Die Anhänger des Co-Gastgebers pfiffen ihn von allen „Three Lions“-Kickern am lautesten aus.

Angetrieben von den eigenen Fans ging die Ukraine entschlossen in das Duell. Das Team um Timoschtschuk bestimmte das Tempo. Einen Schuss von Devic (12.) blockte Englands Deckung. Oleg Gussew (22.) zielte nur knapp über Harts Kasten. Fast im Gegenzug hatte Pjatow Probleme bei einem Freistoß von Gerrard (24.).

Rooney kam wie auch seine Teamkollegen nur träge in die Partie. Gegen die agilen Ukrainer konzentrierte sich der Weltmeister von 1966 erstmal auf die Defensive. Timoschtschuk deckte den Stürmerstar zunächst sicher. Einen Kopfball nach einer Flanke von Ashley Young setzte Rooney (28.) aus fünf Metern völlig frei neben das Tor.

Die Partie nahm Fahrt auf. Andrej Jarmolenko (30.) ließ Ashley Cole - mit 21 EM- oder WM-Partien Englands Rekord-Turnierspieler - nach einer Körpertäuschung stehen, scheiterte jedoch an Hart. Zum Ende der Halbzeit musste die Ukraine für das hohe Anfangstempo bezahlen, der Kontrahent strahlte dennoch keine große Gefahr aus.

Nach dem Wechsel war die Elf von Trainer Hodgson hellwach. Pjatow ließ eine abgefälschte Gerrard-Flanke durch die Hände rutschen - Rooney drückte den Ball aus einem Meter per Kopf über die Linie. Es war sein erstes Tor im Nationaldress nach mehr als neun Monaten.

Englands Hoffnungsträger kam immer besser ins Spiel. Zunächst mehr Ballverteiler hinter Danny Welbeck, sorgte Rooney später in der Spitze für mehr Gefahr. Unter „Schewa, Schewa“-Rufen verpasste die Ukraine zweimal hauchdünn. Erst köpfte Milewski (61.) frei übers Tor, dann rettete John Terry nach einem Schuss von Devic. Der Ball war allerdings klar hinter der Torlinie. In der 70. Minute kam der heiß ersehnte Stürmerstar Schewtschenko. Die Ukraine warf in den letzten Minuten nochmal alles nach vorne - vergebens.

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